Berlin - Der Münchner Raumfahrtprofessor und frühere NASA-Abteilungsleiter Harry Ruppe hat US-Pläne als unsinnig bezeichnet, eine bemannte Mond-Station als Sprungbrett für die Erkundung des Mars zu nutzen.

Ruppe sagte dem Münchner Magazin "Focus" laut Vorabbericht, es sei "Quatsch" eine bemannte Mondstation aufzubauen, um von dort Raumschiffe tiefer ins All zu senden. "Ein Raketenbahnhof mitten in der Antarktis wäre noch praktikabler", fügte er hinzu. Das Argument von US-Präsident George W. Bush, wonach auf dem Mond möglicherweise Raketentreibstoff und Atemluft produziert werden könnten, sei unsinnig. "Man müsste dazu ganze Fabriken zum Mond transportieren und mit sehr viel Energie versorgen."

Immerhin: Über den Tellerrand hinaus gedacht

Die Chancen, dass Bushs Weltraumpläne verwirklicht würden, halte er daher für gering, sagte Ruppe, der bei der US-Raumfahrtbehörde NASA am Mondflugprogramm Apollo mitgearbeitet und Pläne für Mondstationen sowie Marsflüge entworfen hatte. Dennoch sei es gut und für die bemannte Raumfahrt auch existenziell wichtig, dass "endlich wieder über den Erdorbit hinaus gedacht werde."

Nach den am Mittwoch von Bush vorgestellten Plänen sollen zwischen 2015 und 2020 wieder Astronauten auf dem Mond landen, der als Sprungbrett für die Erkundung des Mars genutzt werden soll. Die Erforschung von Mars und Mond werde den menschlichen Wissensdurst stillen und technologische Durchbrüche ermöglichen, sagte Bush. Rohstoffe auf dem Mond könnten als Grundlage für Raketen-Treibstoff verwendet werden. Um die Kosten zu decken, soll das bisherige NASA-Budget von 15 Milliarden Dollar für fünf Jahre um eine Milliarde Dollar (800 Mill. Euro) aufgestockt werden. Weitere elf Milliarden Dollar sollten aus anderen NASA-Abteilungen umgeschichtet werden.(APA/Reuters)