Bombay - Bauernführer haben beim Vierten Weltsozialforum in Bombay scharfe Kritik an der Welthandelsorganisation (WTO) und der Agrarpolitik der EU und der USA geäußert. Der prominente französische Bauernführer José Bové forderte am Samstag in der indischen Millionenstadt, die WTO solle sich künftig nicht mehr mit Landwirtschaft befassen. Das am Freitagabend mit einer Kampfansage an die US-Regierung und Aufrufen gegen Armut, Unterdrückung und Krieg begonnene vierte Weltsozialforum wurde am Samstag mit Diskussionsveranstaltungen und Workshops fortgesetzt. Die Veranstalter rechneten mit mehr als 100.000 Globalisierungskritikern auf der sechstägigen Veranstaltung.

Bove´ sagte, weltweit seien die Bauern die ersten Opfer der WTO-Politik. 60 Prozent der Hungernden auf der Welt seien Bauern. Für das internationale Bauernnetzwerk Via Campesina sagte die Brasilianerin Itevina Massioli, es gehe um das Recht der Völker, ihre eigenen Nahrungsmittel zu erzeugen. Notwendig sei die "Umverteilung der Ländereien in Brasilien, Lateinamerika und allen Entwicklungsländern". Dazu bedürfe es des "Kampfs gegen das kapitalistische System und seine die Agrarproduktion weltweit beherrschenden multinationalen Konzerne".

"Vollkommen unehrlich, betrügerisch und unmenschlich"

Die indische Umweltschützerin Vandana Shiva, die sich unter anderem gegen genetisch veränderte Nahrungsmittel engagiert, bezeichnete die WTO als "vollkommen unehrlich, betrügerisch und unmenschlich". Der brasilianische Gewerkschafter Rafael Freire Neto rief zu einer internationalen Kampagne gegen die WTO auf. Dabei solle an der gescheiterten WTO-Konferenz im September 2003 im mexikanischen Cancún angeknüpft werden, bei der keine Einigung zwischen Insdustriestaaten und Entwicklungsländern erzielt werden konnte.

In mehreren Beiträgen wurde das Grundrecht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle gefordert und die von der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und den großen Wasserkonzernen propagierte Privatisierung der Wasserversorgung kritisiert.

Kritik gab es auch am Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA) zwischen USA, Kanada und Mexiko. Dieses gehe zu Lasten von Mexiko, das vor zehn Jahren im Agrarbereich noch autark gewesen sei, sagte der indianische Globalisierungskritiker Anuradha Mittal aus den USA. Heute importiere Mexiko Reis zu 58 Prozent, Getreide und Fleisch zu 49 Prozent. Die Profite der grossen Nahrungsmittelkonzerne hätten sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. (APA/sda)