Rom - Der vor drei Wochen inhaftierte Parmalat-Firmengründer Calisto Tanzi ist in der Mailänder Strafanstalt von San Vittore stark abgemagert und leidet unter Herzbeschwerden. Dies teilte am Samstag Tanzis Rechtsanwalt, Fabio Belloni, der mehrere Anträge zur Enthaftung seines Mandanten eingereicht hat. "Tanzi hat fünf Kilo verloren, seitdem er in Haft ist und leidet unter Herzproblemen. Heute (Samstag) wurde er von einem Spezialisten, einem Professor der Universität Parma, untersucht", sagte der Rechtsanwalt.

Zwischen dem Notenbankchef Antonio Fazio und der Regierung Berlusconi ist inzwischen ein Krieg um die Kontrolle des Bank- und Finanzwesens ausgebrochen. Der Gouverneur der Banca d'Italia wehrt sich gegen die Offensive von Wirtschaftsminister Giulio Tremonti, der die Einrichtung einer Aufsichtsbehörde zum Anlegerschutz in die Wege geleitet hat. Diese "Superbehörde" soll einen Großteil der Kompetenzen der Banca d'Italia in diesem Bereich übernehmen. "Autonomie und Unabhängigkeit sind die Merkmale der Notenbanken im europäischen Finanzsystem", betonte Fazio.

Tremonti hatte der Banca d'Italia am Donnerstag vorgeworfen, im Zusammenhang mit dem Parmalat-Skandal jahrelange "Anomalien" bei der Platzierung von Bonds nicht bekannt gegeben zu haben. Vor dem Finanzausschuss des Parlaments hatte Tremonti seine Vorwürfe gegen Fazio erneuert, Sparer nicht ausreichend geschützt zu haben. Nach Schätzungen Tremontis beläuft sich der durch den Parmalat-Zusammenbruch entstandene Schaden für die italienische Volkswirtschaft auf rund elf Milliarden Euro.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) beschäftigt sich inzwischen mit der Parmalat-Krise. Auf Ersuchen der italienischen Regierung beleuchtet der IWF die Stabilität des italienischen Bankensektors. Die italienische Justiz erhielt inzwischen von den US-Kollegen Aktenpakete mit vermutlich belastendem Material zugestellt. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt im Fall Parmalat, weil auch Anleger in den USA durch den Zusammenbruch geschädigt wurden. Das Material stammt nach Agenturangaben aus dem New Yorker Büro des ehemaligen Parmalat-Anwalts Gianpaolo Zini. Dieser gilt als Drahtzieher eines dubiosen Anlagefonds auf den Cayman-Inseln, namens Epicurum. (APA)