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Würde die Seilbahn nur eine Stunde früher fahren, würden auch die Bergkinder rechtzeitig zum Unterricht kommen

Foto: APA/ Traunsee Touristik GmbH
Der Hüttenwirt auf dem Feuerkogel weiß nicht, wie seine Kinder in die Schule kommen sollen: Die Seilbahn fährt erst ab 8.30 Uhr. Die Betreibergesellschaft argumentiert mit unzumutbaren Kosten.

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Ebensee - Der Feuerkogel im oberösterreichischen Ebensee ist ein beliebtes Ausflugziel. Doch in der malerischen Berglandschaft gibt es seit geraumer Zeit Streit. Der Grund für das zornige Alpenglühen: Die Betreiber des Berggasthofes "Edelweiß" - der bereits in dritter Generation im Besitz der Familie Neubacher ist - fordern frühere Fahrzeiten der einzigen Verbindung ins Tal, der so genannten Feuerkogel-Seilbahn, um ihren beiden Kindern - derzeit eineinhalb und vier Jahre alt - in Zukunft einen pünktlichen Schulbeginn im Tal zu ermöglichen.

Die Traunsee Touristik GmbH als Betreiber der landeseigenen Seilbahn sieht aufgrund der dadurch anfallenden Mehrkosten keine Möglichkeit für diesen außerplanmäßigen Schülertransport.

Familie verzweifelt

"Wir sind völlig verzweifelt, wir wissen nicht, wie unsere Kinder, wenn sie in den nächsten Jahren schulpflichtig werden, ins Tal kommen sollen - Kinder, die regelmäßig zu spät kommen, duldet keine Schule", klagt "Edelweiß-Wirt" Alexander Neubacher im STANDARD-Gespräch. Man lebe fast ganzjährig auf dem Berg und sei weder bereit, "die Kinder zu einer Pflegefamilie ins Tal zu geben, noch sie in ein Internat zu stecken, nur weil die Seilbahngenossenschaft nicht eine Stunde früher fahren will", so der Hüttenwirt. Derzeit fahre die erste Gondel um 8.30 - "also alles andere als kindgerecht".

Bei der Traunsee Touristik GmbH zeigt man zwar durchaus Verständnis, aber "wir können die anfallenden Zusatzkosten von jährlich rund 18.000 Euro unmöglich alleine tragen", erklärt Geschäftsführer Gerd Becwar. Eine Gondelfahrt mehr heiße ja nicht nur "einen Schalter umlegen", sondern bedeute zusätzliches Personal, zusätzliche Wartungsfahrten und vieles mehr.

"Alles nur Ausreden, ich habe angeboten, auf eigene Kosten die Maschinistenprüfung zu machen, um meine Buben selber mit der Seilbahn ins Tal bringen zu können - das wollte man nicht", kritisiert Feuerkogel-Wirt Neubacher. Man sehe sich - wenn sich nicht bald etwas ändert - gezwungen, den Gasthof zu schließen. "Das bedeutet dann aber auch das touristische Aus für den Feuerkogel als Tourismusmagnet, und ohne uns kann auch die Seilbahn zusperren", erklärt der Hüttenwirt. Eigentlich wolle man den Gasthof ausbauen, doch "angesichts der unsicheren Situation nehmen wir uns jetzt sicher keinen Millionenkredit auf".

Bürgermeister hilflos

Der zuständige Bürgermeister der Gemeinde Ebensee kennt die Problematik am Berg, sieht sich aber nicht in der Lage zu helfen: "Für die Gemeinde ist es unmöglich, die zusätzlichen Kosten zu übernehmen, trotzdem sind wir bemüht, eine Lösung zu finden", meint Gemeindeoberhaupt Herwart Loidl gegenüber dem STANDARD.

"So ein Blödsinn, keiner bemüht sich. Immer wieder wird vorgeschlagen, die Kinder sollen bei der Oma im Tal bleiben - doch die ist schwer krank und nicht in der Lage, auf die Kinder dauerhaft aufzupassen", kontert Neubacher.

Einen leisen Hoffnungsschimmer gibt es dennoch: Ein Bericht des Landesrechnungshofs aus dem Jahr 2003 bescheinigt der Traunsee Touristik aufgrund der "betriebswirtschaftlich ungünstigen Voraussetzungen dringenden Handlungsbedarf am Feuerkogel". Beim Land Oberösterreich als Alleingesellschafter arbeitet man derzeit an einem diesbezüglichen Zukunftskonzept. "Das Land wird seine Verantwortung der Traunsee-Region gegenüber wahrnehmen", betonte Landeshauptmann Josef Pühringer. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 17.1.2004)