Wien - Die Wiener Grünen sind jetzt doch für die Müllverbrennung - allerdings nur dann, wenn eine andere Technologie zum Einsatz kommt und wenn gleichzeitig die Vermeidungsstrategien forciert werden.

Die derzeit für den Simmeringer Standort Pfaffenau geplante Müllverbrennungsanlege lehnt Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Wiener Grünen jedenfalls ab. Etwa deshalb, weil bei den Einreichunterlagen keine Variantenprüfung aufscheine, die aber vom Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung vorgeschrieben sei. Auch solle laut Umweltverträglichkeitserklärung die Anlage nicht mit einer kontinuierlichen Quecksilbermessung ausgerüstet werden - die aber laut Abfallverbrennungsverordnung grundsätzlich vorzusehen sei.

Blei- und Cadmium-Emissionen

Auch sollen laut Maresch Blei- und Cadmium-Emissionen genehmigt werden, die weit über den Werten der Anlagen Flötzersteig und Spittelau liegen würden. Die Verbrennung in der Pfaffenau könnte demnach jährlich 128 Kilo Blei emittieren, während aus dem Flötzersteig pro Jahr nur 83,2 Kilo und aus der Spittelau gar nur 16,8 Kilo Blei raus kommen. Maresch: "Vermutlich werden diese Werte im Betrieb dann eh nicht erreicht - aber so ein Persilschein ist eine Frozzelei."

Errichtung eines fünften Wirbelschichtofen

Maresch, aber auch Gerda Medek von der Bürgerinitiative "Mistkäfer" und der Grüne Bezirksrat Carlos Mendez sprechen sich hingegen für die Errichtung eines fünften Wirbelschichtofens am Standort Simmeringer Haide aus. "Diese Technologie wäre weit besser, die Anlage wäre energieeffizienter, das Material brennt besser aus und es fällt danach weniger Schlacke an."

Gleichzeitig müssten die Vermeidungspotenziale ausgereizt werden. Wie etwa durch den Ausbau der Biosammlung und der großzügigen Erweiterung des Reparatur- und Servicezentrums. Potenzial orten die Grünen auch in der Entwicklung von kompostierfähigem Verpackungsmaterial. (frei, DER STANDARD Printausgabe 16.1.2004)