Washington - Bei ihrem Kampf um das Weiße Haus können die Demokraten auf einen äußerst finanzkräftigen Unterstützer zählen. Der Milliardär George Soros hat sein Engagement von der Unterstützung der Bürgerrechte in den neuen Demokratien in Osteuropa nun auf die US-Politik verlagert. Der 73-jährige Holocaust-Überlebende aus Ungarn warnt vor einer Wiederwahl von US-Präsident George W. Bush. Die Bush-Doktrin habe das Land letztlich weniger sicher gemacht und die Stellung Amerikas in der Welt dramatisch verschlechtert, ist Soros überzeugt.

Hauptsache Bush muss gehen

Im Rennen um die Nominierung der Demokraten gibt Soros nur drei Bewerbern eine ernsthafte Chance: Howard Dean, John Kerry oder Wesley Clark könnten genug Anhänger finden, um Bush bei den Präsidentenwahlen im November zu schlagen. Persönlich scheint Soros keinen Favoriten zu haben, Hauptsache Bush kann abgelöst werden. Für diesen Zweck hat der milliardenschwere Finanzier bereits über zehn Millionen Dollar an linke und liberale Organisationen wie "MoveOn" gespendet, die einen Machtwechsel im Weißen Haus fordern. Da das Geld nicht an einzelne Kandidaten sondern an Gruppen geht, gelten die strengen Wahlspendengesetze nur eingeschränkt.

Terrorismus-Bedrohung missbraucht

Die US-Regierung unter Bush habe die Bedrohung durch Terrorismus für ihre Zwecke missbraucht und das Land und die ganze Welt in eine falsche Richtung geführt, kritisiert Soros. Bush strebe eine Überlegenheit der USA, insbesondere im militärischen Bereich an, die er mit seiner Doktrin der "präventiven Selbstverteidigung" durchsetzen wolle. Dabei wolle die US-Regierung eine Sonderrolle für die USA: Alle anderen müssten sich an das internationale Recht halten, sie selber jedoch nicht.

"Farm der Tiere"

Bei einem Vortrag anlässlich des Erscheinens seines Buches "The Bubble of American Supremacy: Correcting the Misuse of American Supremacy" (Die Blase der amerikanischen Vormachtstellung) in Washington erklärte Soros, er fühle sich durch die derzeitige US-Politik an den Klassiker von George Orwell "Farm der Tiere" erinnert. Obwohl dort die Schweine die Gleichheit aller forderten, seien sie bald als Herrscher "gleicher" als die übrigen Tiere. (APA)