Der 58-jährige Physiker liegt mit sieben Siegen bereits uneinholbar in Führung. Er ist somit der erste Weltmeister im Schach, den Österreich nach Wilhelm Steinitz (1836-1900, Schachweltmeister von 1886 bis 1894) stellt.
Der Weg zum WM-Titel im Korrespondenz- oder Fernschach ist weit. Viele Partien erstrecken sich über mehrere Jahre, man hat fast unbegrenzt Zeit zur Analyse. Damit entstehen Partien von höchster Qualität. Eine erste Blüte erreichte das Fernschach mit dem Ausbau des staatlichen Postwesens im 19. Jahrhundert, doch bereits seit dem Mittelalter durchqueren die Nachrichten mit den seltsamen Kürzeln die Welt. Legendär ist die Partie eines Engländers gegen einen Australier: Die Partner wechseln pro Jahr nur einen Zug, ihre vor fünfzig Jahren begonnene Partie ist im Mittelspiel angelangt.
Wenn man weiß, dass der Aufstieg zum Weltmeisterthron mit allen Qualifikationsturnieren zwölf bis fünfzehn Jahre dauert, kann man die Leistung Hamarats ermessen. Doch auch im Fernschach zeigen sich die Boten der Beschleunigung. Züge werden nicht mehr per Post, sondern via E-Mail übermittelt. Ein ernstes Problem sind die immer stärker werdenden Computer, die zu Rate gezogen werden können. Allerdings erweisen sich die elektronischen Monster auf höchstem Niveau noch als recht unzuverlässige Ratgeber.