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APA/TESAREK H.
Wien - Die Pleite von Parmalat hat erste gravierende Auswirkungen in Österreich. Die heimische Milchwirtschaft, die von den Molkereikonzernen Berglandmilch im oberösterreichsichen Pasching und der Nöm AG in Baden bei Wien dominiert wird, steht vor einer Neuordnung.

Nachdem Parmalat seit 2002 mit 25,1 Prozent an der Nöm beteiligt ist, erwägt deren Mehrheitseigentümerin, die Raiffeisenholding NÖ-Wien, angesichts der Parmalat-Insolvenz den Rückkauf der Aktien. Holdingchef Erwin Hameseder: "Sollte der zukünftige Parmalat-Eigentümer kein Konzept haben, das zur Nöm passt, kaufen wir unsere Anteile zurück."

Um die Frage, was danach geschehen soll, wird schon jetzt viel diskutiert. Denn seit dem Parmalat-Skandal wittern die Befürworter der "österreichischen Milchlösung" Morgenluft. Sie sieht vor, dass die beiden größten heimischen Molkereikonzerne Berglandmilch und Nöm zusammengehen.

Österreichlösung

Hintergrund: Die "Österreichlösung" war bereits vor Jahren ventiliert worden, war damals jedoch gescheitert. Statt den Oberösterreichern holte die Nöm lieber die Italiener an Bord.

Zoff im Raiffeisen-Sektor, der sich nun wiederholt: Die Wiener plädieren massiv gegen die österreichische Lösung. Raiffeisen Oberösterreich plädiert genauso massiv dafür. Raiffeisen-Holding- Chef Erwin Hameseder gegenüber dem Standard: "Ich glaube nicht an die österreichische Milchlösung. Wir sind zwar für Kooperationen mit Bergland im Bereich des Vertriebs oder der Produktion offen, nicht aber für eine eigentumsrechtliche Verschränkung."

Eine Einstellung, die auch andere Wiener Spitzenfunktionäre im Raiffeisen-Sektor teilen. Einer von ihnen: "Die Nöm ist für alle großen europäischen Milchkonzerne interessant. Die österreichische Lösung ist auszuschließen."

"Notwendig und sinnvoll"

Eine apodiktische Einstellung, die Ludwig Scharinger, den Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, auf die Barrikaden bringt: "Ich halte die österreichische Lösung für notwendig und sinnvoll.

Wer für die österreichischen Bauern etwas tun will, der muss für diese Lösung sein. Die Molkereien sollen zusammengehen und gemeinsam am Markt auftreten. Nur so können sie bestehen." Lose Kooperationen, wie sie Hameseder erwägt, reichen Scharinger nicht: "Die kapitalmäßige Verschränkung ist unabdingbar."

Für Zwist ist also gesorgt - nur in den beiden Unternehmen selbst herrscht noch Ruhe. Nöm-Chef Alfred Berger: "Eine österreichische Lösung hätte Charme, aber wir sind auch alleine gut unterwegs." Und Bergland-Chef Josef Braunshofer: "Wir schließen keine Variante aus. Aber derzeit ist das für uns kein Thema." (DER STANDARD Printausgabe, 15.01.2004, Renate Graber)