Die Telekom Austria (TA) wird laut jüngsten Analysen der Investmentbanken zunehmend attraktiver. Nachdem die US-Bank Citigroup erst am Montag ein Kursziel von 15 Euro ausgegeben hat, hat die Investmentbank JP Morgan heute, Mittwoch, den "Fair Value" der TA auf 16 Euro hinaufgesetzt. Gegenüber dem derzeitigen Kurs würde dies ein Kursplus von rund 50 Prozent bedeuten. Gleichzeitig hat das Institut seine Kaufempfehlung für die TA-Aktie mit "Overweight" bekräftigt, die Umsatz- und Ergebnisschätzungen wurden aber nach unten revidiert.

Die TA-Aktie hat am Mittwoch (bis 13 Uhr) um 4,81 Prozent auf 10,90 Euro zugelegt.

Selbst bei einem konservativen Szenario liege das Kursziel bei 14,1 Euro und damit rund 30 Prozent über dem gegenwärtigen Wert, betonte JP Morgan in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse. Zuletzt (Anfang September 2003) hatte die Investmentbank das Kursziel der TA noch bei 11,60 Euro gesehen.

JP Morgan begründet die Anhebung des Kursziels vor allem mit den zu erwartenden positiven Auswirkungen der für 2005 angekündigten Senkung der Körperschaftssteuer (KöSt) auf 25 Prozent auf die TA. Zudem sei die TA nach wie vor weit niedriger bewertet als der restliche Telekomsektor. Und darüber hinaus werde auch der vom Vorstand erwogene Aktienrückkauf von 5 Prozent an TA-Aktien zu einem Kurs von 13 Euro den Wert der TA in die Höhe treiben, heißt es.

Eine Unterstützung des TA-Kurses sieht das Investmenthaus bei 11 Euro je Aktie. Bis zu diesem Preis habe die Swisscom bereits ihr Interesse an einem Einstieg bei der TA erklärt. Die Swisscom habe diese Interessenbekundung schon abgegeben, bevor die geplante KöSt-Senkung bekannt wurde und habe auch die nötigen Cash-Reserven, um dieses Investment zu realisieren.

Hintergrund für die neue Zuversicht der Investmentbanken dürfte aber vor allem auch der möglicherweise unmittelbar bevorstehende Komplettrückzug der Telecom Italia sein. Die Italiener können ab 22. Jänner - also ab nächster Woche Donnerstag - ihren verbliebenen 14,8-Prozent-Anteil verkaufen. JP Morgan sieht dadurch kurzfristig trotz des Aktienrückkaufs weiter die Gefahr eines Angebotüberhangs. "Wir würden das aber als einen attraktiven Zeitpunkt für einen Einstieg in eine sehr preiswerte Aktie betrachten", so die Analyse.

Weniger zuversichtlich ist JP Morgan, was das tatsächliche Geschäft der TA betrifft. Der Markt bleibe angesichts der Konkurrenzsituation sowohl im Festnetz als im Mobilfunk nach wie vor angespannt. Die Umsatzschätzung für das abgelaufene Jahr 2003 habe man daher leicht von 3,992 auf 3,969 Mrd. Euro nach unten revidiert, so JP Morgan. Für 2004 erwartet die Bank jetzt einen Umsatz von 4,032 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll 2003 von 1,475 Mrd. Euro heuer auf 1,512 Mrd. Euro ansteigen, das Netto-Ergebnis von 122 auf 178 Mio. Euro. Zuletzt war JP Morgan noch von einem EBITDA für 2003 von 1,499 ausgegangen.

Die erwartete Umsatzsteigerung im Zeitraum 2003 bis 2006 hat das Investmenthaus von 2,5 auf 1,9 Prozent pro Jahr nach unten revidiert, die durchschnittliche EBITDA-Steigerung von 3,2 auf 2,5 Prozent. Damit liegt das Wachstumspotenzial der TA nach der JP-Morgan-Schätzung nun unter dem Branchenschnitt von 2,3 Prozent bei Umsatz und 2,6 Prozent beim EBITDA.

Einen ersten Teil ihrer TA-Aktien (15 Prozent) hatte die TI bereits im November 2002 veräußert. JP Morgan hatte die Platzierung damals begleitet. (APA)