Baden - Ein kleiner silbriger Ring sorgt derzeit bei Archäologen in Baden (Niederösterreich) für Aufregung. Bei Ausgrabungen in der Erzherzogin Isabelle Straße wurde in einem Awarengrab aus dem achten Jahrhundert das äußerst seltene Schmuckstück mit arabischer Inschrift gefunden. Nach ersten Expertisen gibt es in ganz Europa kein einziges vergleichbares Exemplar.

Für die Wissenschafter wirft die rätselhafte Kleinodie gleich mehrere Fragen auf: Wie kommt ein derartiger Ring aus der Ära Karls des Großen (regierte von 768 bis 814) nach Baden? Handelt es sich um ein wertvolles Erbstück, das ein Fremder mitgebracht hat, wurde der Ring vielleicht an Einheimische verkauft, oder war es möglicherweise ein Beutestück? Zur damaligen Zeit kam es nämlich immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Karolinger-Reich (dem auch Baden angehörte) und den Arabern, die sich gerade anschickten, Spanien zu erobern.

Ansiedlung

Zur Zeit der awarischen Herrschaft bestand in Baden offenbar eine größere Ansiedlung, deren Friedhof sich in der heutigen Erzherzogin Isabelle Straße befunden hat und 1999 dokumentiert wurde. Wie schon in etlichen Kulturepochen davor, waren auch die Siedler im Hochmittelalter begeistert von den Thermalquellen, in denen es sich vortrefflich plantschen ließ.

Wissenschafter in Frankreich sind im Moment um eine Entzifferung der Ring-Inschrift bemüht. Doch es gab auch weitere durchaus sehenswerte Funde: In einem anderen Grab wurde eine Lanzenspitze entdeckt, die ihren Besitzer zum Mitglied der Führungsebene machte. Dieser Mann zeigte Merkmale, die auf eine Abstammung aus dem ostasiatischen Raum deuten. Dies lässt den Schluss zu, dass damals in Baden Menschen unterschiedlicher Herkunft lebten, die intensive Kontakte zum Orient pflegten. (APA)