Die Geschichte des Fonds war im Grunde einfach: Finanzminister Grasser hat sich, wie er behauptet, stets sozial engagiert und das nie an die große Glocke gehängt. Daher hat er auch, wie er behauptet, für Vorträge, die er in den letzten Jahren gehalten hat und deren "Profil außerhalb der Tätigkeit als Finanzminister lag", nie Honorare verlangt. Sondern seine Auftraggeber gebeten, eventuelle Spenden diskret einem sozialen Zweck zuzuführen. Neun Projekte seien solcherart gefördert, das Geld dafür sei auf einem Treuhandkonto zwischengeparkt worden, behauptet Grasser.
Und weil die Medien dann die Sache zu einer grundsätzlichen Frage der Steuerpflicht für kassierte Honorare aufgeblasen haben – die es, wie Grasser behauptet, nie gegeben hat –, habe er sich entschlossen, sein zunächst so diskretes Engagement auf Fonds-Füße zu stellen. Das soziale, nicht das steuerliche.
"Erloschene Kinderaugen zum Leuchten bringen"
Inzwischen haben 50 Spender 40.611 Euro zum Startkapital für Grassers Fonds zusammengelegt. Nur eine dieser Spenden könne mit seiner Vortragstätigkeit in Zusammenhang gebracht werden, behauptet Grasser. Unter den anderen seien auch seine und die seiner Familie, deren beider Höhe Grasser schamhaft verschwieg. Wie auch die Namen der übrigen Spender. Die Mittel werden in jedem Fall schwerpunktmäßig in Not geratenen Kindern zugute kommen, sagen Grasser und seine Stiftungsfreunde. "Weil es nichts Schöneres gibt, als erloschene Kinderaugen wieder zum Leuchten zu bringen." Bis zur Inbetriebnahme des Fonds, die mit der Bestellung eines hauptamtlichen Kurators demnächst anlaufen wird, können eventuelle Spenden auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden (Nummer auf Anfrage in der STANDARD-Redaktion erhältlich).
Seltsamerweise können die oppositionellen politischen Mitbewerber Grassers sozialem Einsatz nichts abgewinnen. So behauptet beispielsweise der sozialdemokratische Budgetsprecher Christoph Matznetter, im Zivilberuf Steuerberater, Grassers Vorstellung des Sozialfonds sei ein "Gipfelpunkt der Selbstbeweihräucherung". Zum einen sei Grasser zu "neidig" gewesen, die 40.000 Euro für seinen Fonds selbst zu berappen.