Ganz dezidiert wollen derzeit weder die Grünen noch die FPÖ sagen, dass sie bei der Bundespräsidentenwahl im April nicht dabei sein wollen. Denn wer ausdrücklich Nein sagt, der kommt in der künftigen Diskussion auch nicht mehr vor. Solange diskutiert und spekuliert wird, gibt es unbezahlte und unbezahlbare Medienpräsenz.

Präsenz während des eigentlichen Wahlkampfs wäre ohnehin schwer bezahlbar - unter zwei Millionen Euro ist da wenig zu machen. Was der wesentlichste Grund dafür sein dürfte, dass am Montag von Peter Pilz bis Ulrike Lunacek alle abgewunken haben. Auch in der FPÖ dürfte man angesichts unverdauter Wahlniederlagen und anstehender Landtags- und Europawahlen andere Prioritäten haben. Auch die Erfahrungen mit der letzten Kandidatin - Heide Schmidt, die 1992 als "erste Frau im Staat" beworben wurde - lassen von einer Bundespräsidentenwahl wenig Mobilisierungskraft erwarten: Schmidts Ergebnis lag unter dem der vorangegangenen Nationalratswahl 1990.

Gelichtete Reihen

Dazu kommt, dass die Reihen präsentabler Kandidaten aus dem freiheitlichen Lager gelichtet sind. Würdige Kandidaten sind entweder zu alt (wie der Wiener Exobmann Erwin Hirnschall, Jahrgang 1930), beim letztlich entscheidenden Jörg Haider zu wenig beliebt (wie der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Willi Brauneder) oder beides (wie Exminister Harald Ofner). Enge Vertraute von Exparteichefin Susanne Riess-Passer scheiden ebenfalls aus.

Klubchef Herbert Scheibner - auch nicht gerade ein enger Freund Haiders - war mehrfach als möglicher Kandidat genannt worden. Er hat aber stets abgewunken. Auch tragen ihm einige Parteifreunde noch nach, dass er sich bei der Wiener Landtagswahl 2001 nicht als Spitzenkandidat stellte und Helene Partik-Pablé den Vortritt ließ. Diese gilt auch jetzt als mögliche Hofburg-Kandidatin. Und als verlässlicher als jeder mögliche "Quereinsteiger".

Nebeneffekt der öffentlichen Kandidatensuche: Solange die FPÖ mit der Option im Spiel bleibt, einen eigenen Kandidaten (der oder die der ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner schaden könnte) aufzustellen, kann sie zumindest über einen Preis für einen Kandidaturverzicht plus Wahlempfehlung verhandeln. (cs/DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2004)