Zurzeit scheint es, als ob es nur einen Mann in den USA gäbe, der George W. Bush im November schlagen kann – und das ist Bush selbst. Seine Popularitätsrate steht – besonders nach der Saddam-Gefangennahme – bei 60 Prozent, alle Wirtschaftsbarometer deuten auf Schönwetter und Bush kann seinen Wahlkampf ungestört von jedem innerparteilichen Konkurrenten und einem Wahlfonds von bisher 130 Millionen Dollar direkt aus dem Weißen Haus führen.
Dennoch rüsten sich die Demokraten eifrig für das derzeit unwahrscheinliche Szenario, dass Bush im November geschlagen werden kann. Der Spitzenreiter der Demokraten, der Vermonter Exgouverneur Howard Dean, käme den Republikanern gar nicht ungelegen. Ein von der rechtsgerichteten Organisation Club for Growth (
www.clubforgrowth.org) bezahlter Werbespot fasst alles, was man als Republikaner gegen Dean verwenden könnte, zusammen: Da wird seine Kandidatur als "linke Monstrositätenshow" bezeichnet und seine Anhänger werden als Befürworter von großen Regierungsapparaten, Cappuccino-Schlürfer, Sushi- Esser, New York Times-Leser, Body-Piercer, Hollywood- Freunde – kurz: als gefährliche Liberale – abgetan.
Dean schadet sich aber auch selbst immer wieder: Mal spekulierte er, dass Bush von den 9/11-Anschlägen gewußt haben könnte; dann erklärte er, Amerikas Sicherheit sei durch die Gefangennahme Saddams keineswegs besser geworden, was ihm scharfe Kritik eintrug. Dann forderte er den Vorsitzenden der Demokratischen Partei, Terry McAuliffe, zum allgemeinen Gespött wehleidig dazu auf, dieser solle die Attacken seiner demokratischen Mitstreiter gegen seine, Deans, Person zügeln.
Am Sonntag musste sich Dean bei einer TV-Debatte von dem Bürgerrechtler Al Sharpton, einem schwarzen Mitbewerber, vorhalten lassen, dass er niemals einen Schwarzen in seine Regierungsmannschaft in Vermont aufgenommen habe und sich daher nicht als Vertreter der Bürgerrechte aufspielen könne.
Dennoch bleibt Dean Spitzenreiter jener neun Kandidaten, von denen binnen weniger Wochen mindestens drei sicher auf der Strecke bleiben: der Kongressabgeordnete Dennis Kucinich, Sharpton und die schwarze Ex-Senatorin Carol Moseley Braun. Auch dem glücklosen Vizepräsidentschaftsanwärter von 2000, Joe Lieberman, könnte bald das Geld ausgehen.
Außenseiterchancen
Unter den vier restlichen Kandidaten scheint General Wesley Clark der Einzige, der Außenseiterchancen hat: Er steht nicht nur in landesweiten Umfragen nur mehr vier Prozentpunkte hinter Dean, sondern er hat in letzten Umfragen auch den Senator von Massachusetts, John Kerry, in New Hampshire überholt. Sollte Kerry bis zum 27. Jänner in New Hampshire nicht aufholen, könnte auch sein letztes Stündlein als Kandidat geschlagen haben.
In Iowa – wo weder Lieberman noch Clark antreten – muss sich am 19. Jänner der Kongressabgeordnete Richard Gephardt, Lieblingskandidat der US-Gewerkschaften, klar behaupten können, um Überlebenschancen zu haben. Und John Edwards, Senator von North Carolina, muss am 3. Februar in South Carolina Erfolge verbuchen – sonst könnte auch er schnell dem Geldmangel zum Opfer fallen.