Der spanische Telekomkonzern Telefonica will noch in diesem Jahr sämtliche UMTS-Lizenzen in Europa verkaufen. Obwohl ein Millionenverlust kaum noch zu verhindern sei, versuche Telefonica, entweder durch den direkten Verkauf der Frequenzen oder der in den jeweiligen Ländern gegründeten Tochterunternehmen größere Geschäftseinbußen abzuwenden, erklärte ein Sprecher der Mobilfunksparte Telefonica Moviles gegenüber der APA. In Österreich hat Telefonica ihre Lizenz samt Tochterunternehmen bereits im Dezember 2003 an die Mobilkom Austria verkauft.

Verlustreich

Telefonica zahlte im Jahr 2000 6,4 Milliarden Euro den Erwerb von Lizenzen der dritten Mobilfunkgeneration in Österreich, der Schweiz, Italien und Deutschland. Diese Summe werden die Spanier aber nicht einmal annähernd aus dem Verkauf zurückgewinnen. Das zeigte bereits der Verkauf der UMTS-Lizenz an die österreichische Mobilkom Austria.

Telefonica hatte in Österreich eine Lizenz für 117 Millionen Euro ersteigert. Experten gehen davon aus, dass die Spanier mit dem Verkauf der Lizenz an die Mobilkom ein Millionenverlust gemacht haben. Die Zeit drängte, da Telefonica Pönalzahlungen wegen der Nichterfüllung der Lizenzvorgaben drohten. Mobilkom Austria kaufte die Frequenz der Telefonica-Tochter im letzten Moment.

Umnfassend

Ähnlich wie in Österreich geht Telefonica nun auch in der Schweiz und Italien vor. In der Schweiz verhandelt Telefonica derzeit mit verschiedenen Anbietern wie Orange (France Telecom), TDC Switzerland und Swisscom über den Verkauf der Tochterfirma 3G-Mobile. Hier verspricht sich Telefonica anscheinend einen besseren Verkaufspreis, nachdem die schweizerische Regulierungsbehörde die Auflage, 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS-Diensten versorgen zu müssen, auf Jänner 2005 verschoben hat.

Seit Italien die gesetzliche Regelung des Weiterverkaufs der UMTS-Lizenzen gelockert hat, steht Telefonica auch mit dem italienischen Mobilfunkanbieter TIM in Verhandlungen. Omnitel (Vodafone) hat ebenfalls Interesse an den Lizenzen angekündigt, welches das Konsortium Ipse, an dem Telefonica rund 45 Prozent hält, im Oktober 2000 für rund 4,7 Milliarden Euro ersteigert hat.

Rückforderung

Größere Probleme beim Verkauf der UMTS-Lizenzen haben die Spanier allerdings in Deutschland. Die deutsche Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post dürfte demnächst die Lizenz von Quam, ein Konsortium der finnischen Sonera und der spanischen Telefonica, zurückfordern. Das Unternehmen hatte zum Jahresende 2003 noch kein Netz aufgebaut und damit gegen die rechtliche Vorgaben verstoßen. Eine Rückerstattung des Kaufpreises ist nicht vorgesehen.

Quam wollte aber nicht wie Konkurrent mobilcom seine Lizenz entgeltlos zurückgeben. Das Unternehmen hat für die deutsche Frequenz 8,3 Milliarden Euro gezahlt. Die Spanier pochen zumindest auf eine Entschädigung und weisen darauf hin dass die Fristen in den Lizenzbedingungen daran gekoppelt seien, dass die entsprechende Technik am Markt verfügbar sein müsse, was nicht der Fall sei.

Telefonica gab bereits vor einem Jahr bekannt, aus dem europäischen UMTS-Geschäft (außer in Spanien) aussteigen zu wollen. Vor allem die Finanzkrise in Südamerika, wo die Spanier traditionell stark engagiert sind, machte dem Unternehmen in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen. Der Nettoverlust von Telefonica Moviles belief sich im Jahr 2002 auf rund 3,7 Milliarden Euro. (APA)