Namibia: Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag des Herero-Aufstands
"Tiefes Bedauern" über Vernichtungsfeldzug deutscher Kolonialtruppen - Formelle Entschuldigung und Entschädigung seitens Deutschland abgelehnt
Redaktion
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Windhuk - In Namibia haben am Sonntagmorgen die
Gedenkfeiern zum 100. Jahrestag des Herero-Aufstands gegen die
frühere deutsche Kolonialregierung begonnen. In Okahandja außerhalb
der Hauptstadt Windhuk war mit
Ausnahme des deutschen Botschafters sowie zweier namibischer
Regionalräte kein Regierungsvertreter präsent. Der Gedenktag wird begleitet von Geschichtsdebatten und Reparationsforderungen der Herero.
Botschafter drückt Bedauern Deutschlands aus
Der deutsche Botschafter in Namibia,
Wolfgang Massing, hat das tiefe Bedauern seiner Regierung für die
brutale Niederschlagung des Herero-Aufstandes durch die deutsche
Kolonialmacht vor hundert Jahren ausgedrückt. Die Geschichte könne
nicht geändert werden, aber den Opfern und ihren Nachkommen könne die
Würde und Ehre, derer sie beraubt wurden, zurückgegeben werden, sagte
Massing während einer Gedenkzeremonie am Sonntag im namibischen
Okahandja. Die Bundesregierung bedauere diese unglückliche Vergangenheit
zutiefst, sagte Massing, der als ranghöchster Vertreter Deutschlands
an der Zeremonie teilnahm. Unter den 600 Teilnehmern der Gedenkfeier
waren überwiegend Angehörige des Herero-Volkes.
Genozid
Die Zeremonie in der früheren Herero-Hauptstadt Okahandja bildete
den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen in den
kommenden drei Jahren an die Vernichtung großer Teile des
Herero-Volkes durch die deutsche Kolonialmacht zwischen 1904 und 1907
erinnert werden soll. Der Aufstand hatte am 12. Januar 1904 gegen die deutschen Siedler begonnen, denen sie Landraub
und Unterdrückung vorwarfen. Historiker gehen davon aus, dass dem
deutschen Feldzug mindestens 60.000 Herero, drei Viertel der
Volkszugehörigen, zum Opfer fielen.
Herero-Chef Kuaima Riruako sagte in seiner Ansprache, die "Wunden
der Vergangenheit" müssten "geheilt" werden. "Unsere Forderung nach
Entschädigungen muss verstanden werden als Versuch, unsere Würde
zurückzuerlangen und das zurückzubekommen, was uns zu Unrecht
genommen wurde." Eine Gruppe von Herero-Führern hatte vor zwei Jahren
in den USA den deutschen Staat sowie mehrere deutsche Unternehmen auf
vier Milliarden Dollar (3,14 Milliarden Euro) Entschädigung verklagt.
Riruako forderte den namibischen Präsidenten Sam Nujoma auf, die
Forderung nach Reparationen zu unterstützen und kritisierte die
Abwesenheit des Staatschefs bei der Gedenkfeier.
Keine Entschädigungen
Die deutsche Regierung lehnt eine formelle Entschuldigung und
Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen ab. Deutschland stehe
zu seiner Vergangenheit, lehne eine "entschädigungsrelevante
Entschuldigung" aber ab, sagte Außenminister Joschka Fischer (Grüne)
im Oktober in Namibia. Außenamtssprecher Walter Lindner verwies zum
Jahrestag darauf, dass das südwestafrikanische Land pro Kopf gesehen
die höchste deutsche Entwicklungshilfe in Afrika bekommt. "Der
besonderen Verantwortung sind wir uns selbstverständlich bewusst. Es
ist ein trauriger Jahrestag." (APA/dpa)
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