Stockholm - Die schwedische Staatsanwaltschaft hat landesweit gegen 230 Polizisten wegen vermuteter Datenschutz-Verletzungen Voruntersuchungen eingeleitet. Hintergrund ist das wiederholte Auftauchen Polizei-interner Informationen über den Gang der Ermittlungen zum Mord an Außenministerin Anna Lindh in der schwedischen Presse.

Der Tageszeitung "Sydsvenska Dagbladet" (Online-Ausgabe) zufolge hatte sich in den letzten vier Monaten ein Großteil der Polizei-Wachstuben des Landes in "regelrechte Tratsch-Zentralen" verwandelt. Eine bereits durchgeführte Polizei-interne Untersuchung ergab laut "Sydsvenska Dagbladet", dass 315 Polizisten in ganz Schweden Abfragen aus dem internen Datenregister zum Mordfall Anna Lindh eingeholt hatten. In die eigentlichen Ermittlungen waren insgesamt allerdings nur 85 Beamte involviert. Die Abfragen betrafen sowohl den ursprünglich verdächtigten 35-Jährigen als auch den mittlerweile geständigen Mijailo Mijailovic.

Laut Staatsanwalt Christer Ekelund müssen die 230 Polizisten mit Anklagen wegen allgemeiner Datenschutz-Vergehen und mit Geldstrafen rechnen. Ausdrücklich nicht Gegenstand der Voruntersuchung ist, welche Personen auf diese Weise erlangte Informationen an die Massenmedien weitergegeben haben könnten. (APA)