Mit den uramerikanischen Pick-ups ist für Dodge in Europa kaum ein Rennen zu gewinnen, also stellt Chrysler den 500-PS-Sportwagen Viper SRT-10 in die Poleposition.

Chrysler
Detroit - Zwei Jahre lang ging DaimlerChrysler öffentlich mit der Idee schwanger, nun ist es so weit: In Detroit verkündete der Konzern, dass Dodge, die dritte Marke der Chrysler-Gruppe, ab sofort international und also globalisiert wird.

Weil neue Fahrzeuge für die Auslandsmärkte noch fehlen, startet man zunächst mit der Viper SRT-10, einem 500-PS-Sportwagen-Kracher. Die richtige Produktoffensive folgt erst 2006. Bis dahin muss noch viel Geld in die Hand genommen werden, um Dodge in Europa und anderswo bekannt zu machen - wie viel, ist allerdings streng geheim.

Dies sei auch der Hauptgrund, warum die Entscheidung so lange auf sich warten hat lassen, bestätigt Joe Eberhardt (40), seit Juni 2003 Chrysler-Vertriebs- und Marketingchef, im Gespräch mit dem STANDARD. Er sehe jedoch in der globalen Positionierung der uramerikanischen Marke mit dem Widder als Emblem eine "einzigartige Chance".

Nicht zuletzt die, den Auslandsabsatz der Chrysler-Gruppe (auch Jeep) von derzeit rund 200.000 Fahrzeugen bis etwa 2007/2008 auf etwa 400.000 glatt zu verdoppeln. Insgesamt will Chrysler seinen Jahresabsatz mittelfristig von derzeit knapp drei Millionen um eine Million hochfahren - und dies trotz gigantischer Überkapazitäten weltweit, 3,7 Millionen davon allein in den USA. In Europa soll der internationale Auftritt von Dodge Chrysler helfen, den Marktanteil bis 2007 auf ein Prozent auszubauen. Das wären bei einem durchschnittlichen Jahresgesamtmarkt von ca. 15 Millionen Autos 150.000 Stück (derzeit: ca. 115.000).

China im Mittelpunkt des Interesses

Der Rest auf die 400.000 solle in Asien und Südamerika eingefahren werden, erläutert Eberhardt, dem Branchenkenner eine große Zukunft im Konzern voraussagen (manche sehen ihn gar schon als Nachfolger von Chrysler-Chef Dieter Zetsche). Im Mittelpunkt des Interesses: China. Nach Italien, Deutschland und Großbritannien sei das kommunistische Fernost-Boomreich schon heute der viertgrößte Exportmarkt, rasch werde es Nummer eins werden, gibt sich der gebürtige Deutsche überzeugt.

Auf der Marketingschiene fahre man ein detailliert ausgearbeitetes Dreistufen-Langzeitprogramm, das Dodge (Kerngeschäft derzeit: Pickups) zu weltweiter Bekanntheit verhelfen soll. Für Europa seien vor allem die Nachfolger der Limousinen Neon und Stratos vorgesehen, alles Autos aus US-Fertigung, die ihre Herkunft keineswegs verleugnen würden. Die Autos würden sich zudem deutlich von Chrysler und Jeep unterscheiden, im Zuge der Profilschärfung der drei Marken ist Dodge künftig der sportlich-bullig-jugendliche Part zugedacht.

Fahrzeuge für Europa entwickeln

In einem später folgenden Schritt sei darüber hinaus angedacht, Fahrzeuge spezifisch für Europa zu entwickeln. Vorstellbar wäre etwa ein putziges Showcar wie der Sling Shot. Der Zweisitzer basiert auf dem Smart Roadster und würde diesen wohl auch direkte Konkurrenz machen, weshalb da erst einmal Smart-Boss Andreas Renschler sein Jawort geben müsste.

Chancen ergäben sich daraus auch für Österreich: Neue Dodges für Europa könnten durchaus bei Magna Steyr in Graz gebaut werden. Denn natürlich gebe es Diskussionen, wie man die gute Partnerschaft fortführen könne, sagt Eberhardt. (DER STANDARD Printausgabe, 10./11.01.2004, Andreas Stockinger)