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Von den Ergebnissen versprechen sich Psychologen auch Rückschlüsse auf den Menschen.

Foto: APA/dpa/ Holger Hollemann
Graz - Die Finanz-Turbulenzen des Safaripark Gänserndorf bringen auch ein Forschungsprojekt der Universität Graz ins Wanken, wie die Grazer Hochschule am Freitag mitteilte. Das Institut für Zoologie der Uni beteiligt sich in Gänserndorf an einem weltweit nahezu einzigartigen Forschungsprojekt an "pensionierten" Versuchsaffen der Firma Baxter, mit dem das Verhalten der Schimpansen untersucht werden soll.

Für medizinische Tests wurden die Menschenaffen jahrelang weitgehend isoliert und somit artfremd gehalten, so dass sich im Laufe der Zeit Verhaltenseigenarten entwickelten. Zahlreiche Schimpansen zeigten u.a. ein unnatürliches Bewegungsverhalten oder verletzten sich selbst.

Zoologen der Uni Graz begleiten derzeit die rund 120 Tiere, die aus den Laboren in den Safaripark in "Pension" geschickt wurden. Untersucht wird, inwieweit sich ihr Verhalten verändert und wie sie wieder "gesellschaftsfähig" gemacht werden können. "Die jahrelange Isolation in den Forschungslabors hat an den meisten Tieren tiefe Spuren hinterlassen", erklärte Karl Crailsheim vom Institut für Zoologie der Universität Graz die Resozialisations-Problematik.

Forschungen gefährdet

Die unklare Zukunft des vom Konkurs bedrohten Safariparks gefährdet nun auch diese einzigartigen Forschungen, schilderte Crailsheim. Leben und Verpflegung der Tiere scheinen zwar auf lange Zeit gesichert, die Qualität der Betreuung sei allerdings noch fraglich. "Für die Affen wären eine Umsiedelung und ein Wechsel des Betreuungspersonals jetzt eine Katastrophe. Ich hege Bedenken, dass wir unsere Projekte fortführen können, wenn für Gänserndorf nicht rasch eine Lösung gefunden wird", so der Wissenschafter.

Derzeit wird beispielsweise untersucht, welchen Einfluss eine Bereicherung der Umwelt - das so genannte Enrichment - auf die Fellpflege und die Verhaltensauffälligkeiten der Affen hat. "Enrichment" ist quasi eine Beschäftigungstherapie für Zootiere, die ihnen die Möglichkeit gibt, auch in Gefangenschaft artspezifischen Verhaltensweisen nachgehen zu können.

So wird etwa die Nahrung im Gehege weitläufig verteilt, damit die Primaten danach suchen müssen. Obwohl das Zusammenführen in Gruppen für diese Individuen eine neuerliche Belastung darstellte, führen die meisten Tiere mittlerweile ein relativ normales Leben in Gesellschaft und haben viel von ihrem gestörten Verhalten abgelegt. "Für uns ist das ein großer Erfolg", freut sich Crailsheim.

Rückschlüsse auf Menschen

Weitere Forschungsprojekte - die unterschiedlichste Aspekte des Zusammenlebens der Tiere untersuchen sollen - waren geplant oder laufen bereits. Von den Ergebnissen versprechen sich Psychologen auch Rückschlüsse auf den Menschen. Für die Forschung wäre das Aus der Untersuchungen "ein schwerer Rückschlag", meinte der Zoologe. "Die Ergebnisse, die wir hier erzielen, sind einmalig auf der Welt. Außerdem haben wir seitens der Uni Graz im Dezember ein FWF-Projekt eingereicht. Die Studierenden, die sich an den Arbeiten im Primatenhaus beteiligen wollen, stünden Schlange, hieß es. (APA)