Hauchdünn gewalzter und silbrig-glänzend verzinkter Stahl aus dem Hause Voestalpine ist der Stoff, aus dem die Autokarosserie-Träume sind

Foto: Cremer

Wolfgang Eder, 51, will aus dem Stahlproduzenten Voest einen Kfz-Zulieferer und Verarbeitungskonzern machen

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Linz/Wien – Kaum im Amt macht Voest-Generaldirektor Wolfgang Eder bei der Regierung gehörig Druck, was wirtschaftspolitische Reformen betrifft: "Wenn sich nichts ändert, müsste die zweite Milliarde Euro unseres Investitionsprogramms ,Linz 2010‘ nach anderen Kriterien vergeben werden." Mit den bestehenden Anlagen könne man natürlich nicht weg aus Oberösterreich, bei den Neuinvestitionen müsste man sich jedoch Alternativen überlegen, sagte Eder bei seinem Antrittspressegespräch in Linz.

Als benachteiligend gegenüber der Konkurrenz im Ausland nannte der neue Voest-General Körperschaftssteuer (KöSt) und Gruppenbesteuerung, die Lkw-Maut, die geplanten CO-Emissionszertifikate und die Energieabgabe. Letztere könnten für den Linzer Stahlkonzern zu einer Millionen-Euro-Belastung werden, warnte Eder, wenn die bereits getätigten Anlagenerneuerungen zur Schadstoffreduzierung in Höhe von rund 500 Millionen Euro nicht angerechnet würden. Ein Ausweg etwa wäre die Zuteilung von Gratiszertifikaten, die zumindest einen Teil der Kioto- bedingten Mehrausgaben ersparen und Standortnachteile kompensieren würde.

Kostenexplosion

Insgesamt dürften die Belastungen aus dem Titel Energie und Umwelt 0,5 Prozent des Nettoproduktionswertes nicht übersteigen, ist sich Eder mit Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung einig. Davon entfallen 0,33 Prozent bereits jetzt auf die Energieabgabe. "Bei der Körperschaftssteuer ist es klar, sie muss bis 2010 auf 25 Prozent sinken."

Am Ergebnis knabbern dürfte mit geschätzten zwei bis drei Millionen Euro auch die Anfang Jänner eingeführte Lkw-Maut, wobei Eder Bahn- und Schiffstransporte forcieren und Lkw-Leerfahrten eindämmen will. Bei der Bahn will die Voest, wie berichtet, künftig weniger mit der ÖBB und mehr mit Zügen ihrer Logistiktochter LogServ fahren. Insbesondere dann, wenn die ÖBB versuche, ihre Tarife im Schatten der Lkw-Maut ebenfalls anzuheben.

Die Donauschifffahrt sieht Eder nur bedingt als Alternative zur Straße, weil diese – wie im Rekordsommer 2003 – wegen Niederwassers nicht verlässlich genug sei. Allerdings gebe es auch hier bauliche Möglichkeiten, die dringend ergriffen werden sollten.

Noch keine Standort-Überlegungen

Zu möglichen Alternativen zum Standort Österreich gab sich Eder bedeckt: "Darüber denken wir derzeit gar nicht nach. Wir vertrauen darauf, dass die Regierung das Richtige tut." Dass die Voestalpine in Osteuropa oder gar China ein Stahlwerk kaufen und die Produktion verlagern könnte, schloss der neue Voest-Chef allerdings aus: "Wir werden sicher kein Stahlunternehmen in Osteuropa oder China kaufen, wir konzentrieren uns voll auf Linz.

Wofür die eingangs erwähnte zweite Milliarde des Investitionsprogramms "Linz 2010" verwendet wird, wollte Eder im Detail nicht sagen. Kalt- und Warmwalzwerk stoßen allerdings bald an ihre Grenzen. Selbiges gilt für die neue Feuerverzinkung, die den steigenden Bedarf der Autoindustrie à la longue nicht decken wird können. (DER STANDARD Printausgabe, 9.1.2004, ung)