Last Samurai - bereits im Netz erhältlich.

Was sind eigentlich die Beweggründe um Filme. Musik oder Spiele illegal im Netz zu verbreiten und wie ist die Cracker-Szene aufgebaut? - Diesen Fragen geht die LA Times in einem interessanten Artikel nach. Neben Statement der Filmindustrie kommen auch Cracker zu Wort, die aus ihrem Leben und den Hintergründen der Szene berichten.

Film-Mogul mit 17

Das sich nicht nur Musik, sondern auch Filme und Computerspiele im Internet schnell und einfach finden und illegal herunterladen lassen, ist kein großes Geheimnis. Viele Raubkopierer machen damit ein gutes Geschäft, doch nicht allen geht es dabei rein ums Geld. "Es ist eine Ego-Sache", wird ein 17-jähriger Schüler in der LA Times zitiert. "Wer als erster einen Film im Netz anbieten, der macht sich einen Namen und kann auf hunderttausende Downloads rund um die Welt verweisen", so der Schüler, der verständlicherweise namentlich nicht genannt werden will, gegenüber der US-Zeitung.

Rennen um die Vorherrschaft

Gemeinsam mit einigen Freunden betreibt der Schüler ein "Service" namens "MysticVCD". Das erklärte Ziel der Gruppe ist es, einen Film möglichst lange vor der offiziellen Veröffentlichung ins Internet zu bringen und die wachsende Konkurrenz hinter sich zu lassen. Dutzende ähnliche "Firmen" bereichern das Netz mit ihren illegalen Inhalten, bieten Filme zum Download an und betätigen sich auch als Verkäufer.

Macht bringt Zutritt

Neben dem Wunsch als erster einen Film zu veröffentlichen, geht es noch um andere Dinge (neben dem Geld) - nämlich um Zutritt zu Webseiten, auf die nicht einfach jeder kann. Eine vorzeitige Veröffentlichung bringt den Verbreitern auch den Zugang zu elitären Zirkeln und damit zu mehr Ansehen innerhalb der Szene. Dabei kennt sich innerhalb der Szene praktisch niemand persönlich und Namen gibt es auch keine - neu gewählte Identitäten mit klingenden Namen bevölkern die virtuelle illegale Zwischenwelt und liefern sich, meist unbemerkt von der Öffentlichkeit, ein Rennen um Ansehen und Ruhm.

"Wir machen es aus Spaß"

Einige Gruppierungen geben auch an, die illegale Verbreitung aus Spaß zu machen und um allen Interessierten einfach nur den Zugang zu dem Material zu ermöglichen. "Bitte haltet euch vor Augen: Wir machen dies nur aus Spaß. Wir machen kein Geld mit unseren Aktivitäten", lautet ein Posting auf einer Webseite einer anderen bekannten Gruppe namens Centropy. "Wir alle gehen regelmäßig ins Kino und zahlen auch brav unsere Eintrittskarten", geht es weiter.

Last Samurai - natürlich schon im Netz

Doch nicht alle Cracker und Raubkopierer verfolgen "höhere Ziele". Auch Mitglieder von Centropy werden immer wieder von der Filmindustrie angeführt wenn es um das gewerbsmäßige Verbreiten von Raubkopien geht. Kommerzielle Bootlegger machen Milliarden Dollar Umsatz mit ihren Produkten.

"Illegal ist nicht legal"

Doch egal welche Motive hinter dem Treiben stehen, die amerikanischen Gesetze werden in jedem Fall verletzt und eine Verfolgung durch die Behörden ist sicher. Dabei reicht das Spektrum der Raubkopierer vom 50-jährigen Hausmann bis zur 16-jährigen Schülerin. "Das Risiko erwischt zu werden, das viele Jahre nicht gegeben war, steigt", so Bob Kruger, Vizepräsident der Business Software Alliance, die sich seit den 90ern mit dem Aufspüren von Piraten beschäftigt.

Nicht so leicht zu finden

Im Vergleich zu den Millionen Privatusern, die sich ihre Lieder aus dem Internet saugen, sind die professionellen Cracker nur sehr schwer aufzuspüren. Im Geheimen, umgeben von vertrauenswürdigen Leuten, abgesichert durch Decknamen und falsche Identitäten, wird der Markt kontrolliert und beliefert. Meist existieren die Gruppen auch nicht über längere Zeiträume und formieren sich immer wieder zu "Task Force"-Einheiten zusammen. Die Industrie hofft über Tauschbörsen an die Raubkopierer heran zu kommen und setzt ihre Energien auch in die Entwicklung von Sicherungsmechanismen, die das Kopieren unmöglich machen sollen. Wie man weiß, nicht mit dem erhofften Erfolg - die ehrlichen Käufer ärgern sich über das Nicht-Abspielen-lassen der Datenträger in ihren Heimgeräten und die Profis finden immer eine Schwachstelle. Ermittler Kruger sieht den Anfang der Raubkopier-Ringe in der heutigen Ausprägung erst seit Beginn der 90er - hervor gegangen aus den "Warez"-Groups.

Software und Spiele

Während "Warez"-Gruppen aber ihr Hauptaugenmerk auf Software und Spiele richteten, folgen nun neue Raubkopierer nach, denen auch Filme und Musik "am Herzen liegen". Die Zahl solcher einschlägiger Gruppierungen stieg von 32 bekannten im Jahr 2002 auf 140 bekannte im Jahr 2003 - Tendenz steigend. Höhere Bandbreiten und größere Festplatten-Kapazitäten sehen die Experten als ausschlaggebende Gründe für das Wachstum an.

Insider gesucht

Um aber ganz vorne in der Liga der Großen mitspielen zu können, müssen Filme zuerst gefunden werden. Eine Ripper-Gruppe namens "Chosen Few" sucht auf ihrer Webseite nach Insidern. "Wenn Sie oder einer ihrer Bekannten in einem Videoverleih, einem DVD-Auslieferungslager, einem Produktionsstudio, bei der Filmakademie oder sonst einem Ort arbeitet, wo man in Berührung mit Filmen kommt, bevor diese offiziell in den Handel kommen, dann kontaktieren Sie uns".

"Es braucht nur eine motivierte Person"

"So lange es potenzielles Material gibt, werden sich Leute finden und dieses illegal weiterverbreiten", so Tom Temple, Direktor des weltweit tätigen Internet-Anitpiraterie-Suchdienstes Assn. "Alles was man dafür wirklich braucht sind zwei Leute, oder sogar nur eine Person, die motiviert genug ist, die illegalen Aktivitäten aufrecht zu erhalten, und das Geschäft wird weiter gehen".(grex)