Viel Kultur kündigt der ORF künftig für die Sonntagnacht auf ORF 2 an. Ab 11. Jänner wird die gewohnte Sendefläche für Kulturdokumentationen deutlich ausgeweitet und steht regelmäßig im Zeichen von Themenabenden. Den Auftakt macht "Die lange Nacht der echten Fälschungen", erklärte ORF-TV-Kulturchefin Margit Czöppan am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Von 23.20 Uhr bis weit in die Nacht hinein - der letzte Beitrag startet um 1.40 Uhr - ist "frei Erfundenes, lustvoll als echt aufbereitet" zu sehen.

Schwab-Schwerpunkt, "Fremd in Wien", Roma-Kultur, "Realitätenvermittler"

"Ein Thema, ein Abend, viel Kultur" lautet das Motto der neu strukturierten Sendefläche. Schon bisher waren zu diesem Sendeplatz Kulturdokus zu sehen, neu aber ist der "monothematische" Ansatz. Die nächsten Programmpunkte stehen schon fest: Etwa ein Werner Schwab-Schwerpunkt am 18. Jänner, "Fremd in Wien" am 25. Jänner, Roma-Kultur und -Musik am 1. Februar und der "Realitätenvermittler" Thomas Bernhard am 8. Februar.

Schiene "ordentlich budgetiert"

Bestückt wird die Sendefläche zu etwa 35 Prozent mit Eigen- und heimischen Koproduktionen, der Rest wird mit Kaufprogrammen, wo der ORF allenfalls mit "geringen finanziellen Beiträgen" an Bord ist", bestritten, sagte Franz Grabner, Ressortleiter Dokumentation in der ORF-Hauptabteilung Kultur. "35 bis 40 Filme pro Jahr" will der ORF dafür (ko-)produzieren. Die Schiene ist laut Czöppan "ordentlich budgetiert", wobei Grabner die Kosten für den ORF pro Koproduktion mit 20.000 bis 50.000 Euro bezifferte. Produktionen nach dem Film-/Fernsehabkommen seien ebenfalls dabei. Und auch den neu geschaffenen Fernsehfilmförderungsfonds, insgesamt mit 7,5 Mio. Euro dotiert, will man nutzen.

Später Sendestart

Bleibt die leidige und oft gestellte Frage, warum ambitionierte und sicher hochqualitative Dokumentationen zu nachtschlafender Zeit gesendet werden, noch dazu vor einem Arbeitstag. Diese Frage war natürlich auch am Donnerstag wieder zu hören. Czöppan berichtete da von "zwei Seelen" in ihrer Brust: Als Kulturchefin bedauere sie den späten Sendestart, als ORF-Führungskraft müsse sie aber darauf verweisen, dass es sich "um ein Spezialprogramm" handle, mit dem man "nur ein schmales Zuschauersegment" erreiche.

Aus Umfragen sei bekannt, dass acht Prozent der Zuschauer Interesse an Kulturprogrammen bekunden - und noch längst nicht alle dieser acht Prozent müssen auch Fans von "Autorenfilmen", wie sie künftig in der Nacht auf Montag zu sehen sein sollen, sein. Dass man daher in "Randzonen" programmieren müsse, "tut weh und freut mich überhaupt nicht, aber man muss es akzeptieren", so die Kulturchefin. (APA)