Der derzeitige höchste EU-Mandatsträger, der ehemalige italienische Premier Romano Prodi, kam 1999 auf dem Ticket der Linken ins Amt, die bei den damaligen Parlamentswahlen eigentlich unterlegen waren. Auch beim nächsten EU-Urnengang am 13. Juni rechnet sich die EVP wieder Siegeschancen aus. Am 1. November tritt dann eine neue, 25-köpfige EU-Kommission ihr fünfjähriges Mandat an, die zuvor vom neu gewählten Parlament bestätigt werden muss. Für die Zeit vom 1. Mai bis zum 31. Oktober müssen zudem übergangsweise zehn Kommissare der neuen EU-Staaten ernannt werden, deren Namen Ende Februar vorliegen sollen.
Auf den künftigen Kommissionsvorsitz könnten sich nach Pötterings Positionierung bei einem Wahlsieg der Konservativen von den derzeit gehandelten Kandidaten nur mehr EVP-Parteifreunde wie der luxemburgische Premier Jean-Claude Juncker, sein dänischer Kollege Anders Fogh Rasmussen, der belgische Expremier Jean-Luc Dehaene oder auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Chancen ausrechnen. Linke wie der soeben vom Parteivorsitz zurückgetretene griechische Regierungschef Costas Simitis oder der finnische Expremier Paavo Lipponen hätten keine Brüsseler Perspektiven.
Amtsinhaber Prodi bereitet unterdessen offenbar seine Rückkehr in die römische Innenpolitik vor. So hat er zuletzt nicht nur immer wieder die Regierung Berlusconi öffentlich kritisiert, wie er es bei Regierungen anderer EU-Staaten nicht zu tun pflegt. Prodi fordert zudem Italiens Linke auf, mit einer gemeinsamen Liste in die EU-Wahlen zu ziehen. Zuletzt äußerte er sich gar so unklar, dass es schien, als würde er für eine römische Spitzenkandidatur sogar vorzeitig auf den Kommissionsvorsitz verzichten wollen.