Wien - Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat sich in den letzten Tagen einen ersten Überblick darüber verschafft, wie viel Geld der skandalumwitterte italienische Parmalat-Konzern österreichischen Banken schuldet. Nach heutigem Informationsstand beträgt das aushaftende Obligo (also die Kredite an Parmalat) der Banken in Österreich in Summe rund 120 Mio. Euro - aufgeteilt auf insgesamt 16 Kreditinstitute im Lande.

Dies gab die FMA am Mittwochnachmittag bekannt. Über die betroffenen einzelnen Institute machte die Aufsicht keine Angaben.

"Schmerzhafte Wertberichtigungen"

Es gilt in der heimischen Kreditbranche aber als sicher, dass die österreichische Raiffeisen-Geldgruppe und ihr Spitzeninstitut Raiffeisen Zentralbank (RZB) den größten Brocken davon in ihren Büchern hat.

Die Summe der aktuell aushaftenden Kredite in Österreich ergaben die Meldedaten der Kreditinstitute sowie darauf aufbauend eine detaillierte Umfrage der Aufsicht unter den Instituten in Österreich - Inlandsbanken sowie Österreich-Töchter ausländischer Banken.

Die daraus erforderlichen Wertberichtigungen bei diesen Banken seien zwar "schmerzhaft, aber durchaus verkraftbar", sagte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik.

"Keinerlei Indiz auf außergewöhnliche Positionen"

Erhoben wird von Seiten der Finanzmarktaufsicht zur Zeit noch das Exposure bei Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) und Pensionskassen (Aktien, Anleihen, Derivate). Es gebe aber "keinerlei Indiz auf außergewöhnliche Positionen", erklärte der FMA-Sprecher.

Noch im Gange ist damit auch die Befragung, was die Gläubigerposition österreichischer Banken bei den Parmalat-Anleihen betrifft. In Österreich hatten mehrere Investment- und Fondsgesellschaften in den letzten Wochen und Monaten Parmalat-Bonds aus ihren Anleihe-Fonds abgestoßen, wegen des drastischen Kursverfalls nach Ausbruch der Finanzkrise beim italienischen Konzern wie berichtet freilich zu einem Bruchteil der früheren Werte.

In Deutschland hat die dortige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erklärt, die Aufsicht wolle unter anderem klären, bei wem Parmalat-Anleihen platziert worden seien und ob Analysten Kaufempfehlungen für Parmalat-Aktien gegeben hätten. Die Deutsche Bank hatte im September für Parmalat eine Anleihe über 350 Mio. Euro aufgelegt und diese auch bei Fonds in Frankfurt vermarktet. Deutsche-Bank-Vertreter wurden und werden deswegen auch von der italienischen Staatsanwaltschaft befragt. Ihr Aktienpaket hat die Deutsche Bank den Angaben zufolge mittlerweile von 5,15 Prozent auf 1,5 Prozent reduziert.

Parmalat war auch in Österreich einmal börsenotiert, und zwar von 1990 bis 1997. An die Wiener Börse gebracht hatte den Konzern damals die Girozentrale.(APA)