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Schausberger mit seinem (im Falle eines Wahlerfolges) Nachfolger Haslauer

foto: reuters/neumayr
Wien - Unterschiedlicher könnte die Bewertung der Ankündigung des Salzburger Landeshauptmanns Franz Schausbergers kaum ausfallen: In einer ersten Stellungnahme gegenüber derStandard.at bezeichnete Eva Thalhammer vom Institute for Social Research (SORA) den Schritt der ÖVP als "nervös". Peter Ulram von Fessel-GfK hingegen ortet einen "innovativen Charakter". Schausberger hatte am Mittwoch angekündigt, bei einem Wahlsieg in der ersten Legislaturperiode von Wilfried Haslauer abgelöst zu werden.

"Nervös"

Da die Umfragen eine knappe Entscheidung zwischen SPÖ und ÖVP vorhersagen, wirkt der - in dieser Situation unübliche Schritt - für die SORA-Meinungsforscherin Thalhammer nervös. Es sei zwar üblich, dass es Wechsel in Spitzenpositionen zur Halbzeit einer Legislaturperiode gebe, um dem Nachfolger/der Nachfolgerin etwas Zeit zur eigenen Positionierung und Profilierung zu geben. Diesen Schritt zwei Jahre vorher anzukündigen, sei allerdings ungewöhnlich. Ob es klug sei, diesen Schritt zu tun, werde die Wahl entscheiden.

Nutzen

Nützen könnte es der ÖVP in zwei Punkten, meint Thalhammer: Es spreche für Schausbergers Integrität bekannt zugeben, wie lange er noch amtieren möchte – und Integrität ist etwas, was Schausberger nach den – wohlgemerkt unbestätigten, aber vorhandenen - Vorwürfen gegen ihn, gut brauchen könne. Ebenfalls positiv für die ÖVP könnte es auch sein, dass sie jetzt noch vor der Wahl ein "Zeichen von frischem Wind in ihren Reihen" setzt, auch wenn der neue Mann erst in zwei Jahren aktiv werden soll.

Schaden

Schaden könnte es der ÖVP laut Thalhammer, wenn nun der Eindruck entstehe, die ÖVP suche nach allerletzten Mitteln, um eine Niederlage gegen die SPÖ abzuwehren. Wenn die Wählerinnen und Wähler den Schritt als "Verzweiflungstat" interpretieren, werde der Schuss nach hinten losgehen. Und es könnte als Schwäche Schausbergers interpretiert werden, dass er schon jetzt seinen Nachfolger präsentiert. Das wirke "amtsmüde und unsicher", als könne er den Wahlkampf nicht alleine bewältigen. Da sich der Wahlkampf auf ein Duell ÖVP-SPÖ zugespitzt hat, wäre der Nutznießer einer Schwäche der ÖVP vermutlich die SPÖ.

Zum prominenten Namen "Haslauer" meint Thalhammer: "Ein Name bzw. ein Gesicht alleine reicht im Normalfall nicht aus. Die Wählerinnen und Wähler müssen wissen, wofür jemand steht, um entscheiden zu können, ob diese Person ein guter Landeshauptmann wäre oder nicht. Ob die Prominenz des Vaters groß genug ist, um auf den Sohn auszustrahlen, kann ich nicht beurteilen, ich vermute aber, dass dies bei jüngeren Leuten nicht der Fall sein wird."

Ulram: "Motivierende Geschichte"

Peter Ulram von Fessel-GfK bewertet die Schausberger-Ankündigung als "motivierende Geschichte" für die ÖVP. Der "innovative Charakter" der Rochade könnte für die SPÖ im Wahlkampf Probleme bringen. Wie sich der prominente Name "Schausberger" auf die Stimmen der ÖVP auswirke, sei jedoch eine Frage, wie die Persönlichkeit eingeschätzt werde. Das wiederum könne noch nicht abgeschätzt werden.

Da es schon im Vorfeld Diskussionen gegeben hatte, wie lange Schausberger noch als Landeshauptmann weiter machen würde, sieht Ulram in der Bekanntgabe des Nachfolgers einen "Ausdruck von Ehrlichkeit" und einen "Akt von Kontinuität". Bisher hätten alle Fessel-Umfragen zu den Wahlen in Salzburg einen leichten Vorsprung für die ÖVP ausgewiesen. Mögliche Auswirkungen der Bekanntgabe des Schausberger-Nachfolgers müsse man sich erst anschauen. (rasch/red)