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"Seefeld ist ein Impuls", meint Fleischhacker, "wir müssen aus Wasser viel mehr als bisher machen."

Foto: APA/dpa/Tschauner

Seefeld/Zirl - "Für uns ist Seefeld inzwischen ein Synonym für nachhaltige Wasserwirtschaft", sagt Ernst Fleischhacker vom Tiroler Stromerzeuger Tiwag stolz. Vor wenigen Wochen hat die Tiwag Österreichs erstes Abwasserkraftwerk in Betrieb genommen und damit eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Idee verwirklicht.

In der Tourismusmetropole Seefeld leben 3000 Menschen, in den Hotels und Pensionen des Hochplateaus werden jährlich rund zwei Millionen Gästenächtigungen gezählt. Das am Nordrand von Seefeld in einer Senke angesiedelte Klärwerk erfüllte längst die Ansprüche nicht mehr, nicht zuletzt deshalb, weil die geklärten Abwässer in einen kleinen Bach geleitet wurden, der einige Kilometer nördlich bei Scharnitz in die dort noch sehr junge Isar fließt.

Neuausschreibung des Klärwerks

Bei der Neuausschreibung des Klärwerks durch die Gemeinde Seefeld, war daher geplant, diese Strecke mit einem Kanal zu überwinden. Dem stellte die Tiwag (und ihre Projektpartner Porr und Ortner) ihr Konzept entgegen, wonach das geklärte Abwasser erst knapp hundert Höhenmeter hochgepumpt wird, um es von dort über eine 6,3 Kilometer lange Druckrohrleitung ins 625 Meter tiefer gelegene Zirl im Inntal stürzen zu lassen.

Das Projekt erhielt den Zuschlag, nachdem der Widerstand der bayrischen Nachbarn überwunden war. Denn diese hatten zunächst gemeint: "Das Wasser aus Seefeld gehört uns", erzählt Fleischhacker und es hätte einige Zeit gebraucht, mit dem Argument zu überzeugen, dass der Kleinen Isar die gereinigten, aber trotzdem (vor allem mit Keimen) belasteten Abwässer erspart und diese jenseits der Wasserscheide in den viel wasserreicheren Inn geleitet würden.

Direkt neben dem Umspannwerk

Das Krafthaus in Westen von Zirl steht nun direkt neben dem Umspannwerk, wobei es Architekt Michael Prachensky in Form eines liegenden Wassertropfens gestaltet hat. Die Jahreserzeugung wird bei beachtlichen 5,5 Gigawattstunden liegen, wobei 1,5 GWh für den Pumpbetrieb aufgehen. Was ans Netz geliefert wird, entspricht der Stromversorgung von mehr als 1000 Haushalten. Hauptnutznießer ist die Gemeinde Seefeld, die ihren Einwohnern und Tourismusbetrieben nun geringere Kanalgebühren verrechnen kann.

"Seefeld ist ein Impuls", meint Fleischhacker, "wir müssen aus Wasser viel mehr als bisher machen." Dabei gehe es aber nicht um große, ökologisch umstrittene neue Fluss- oder Speicherkraftwerke. So werde beispielsweise in Sölden ein Abwasserkraftwerk geplant, das lediglich mechanisch gereinigte Abwässer zur Energienutzung verwendet. (hs, Der Standard, Printausgabe, 07.01.2004)