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Foto: APA/EPA/Peter Kneffel
München/Wien - Einen Tag nach der glücklichen Notlandung einer Fokker der Austrian Airlines auf einem Acker etwa sieben Kilometer vom Zielflughafen München entfernt suchten Experten am Dienstag nach der Ursache für den Zwischenfall. Eine genaue Analyse des bereits ausgebauten Flugschreibers soll Auskunft darüber geben, wieso plötzlich in einer Höhe von 4000 Metern die Leistung der Triebwerke rapide gesunken ist. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen der AUA sind inzwischen angelaufen.

Die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung stellte in Aussicht, dass zumindest ein Zwischenbericht nicht allzu lange dauern sollte. "Wir haben gestern den Flugschreiber und den Voice-Recorder bekommen und bereits ausgewertet, aber wir können bisher nur sagen, dass es Unregelmäßigkeiten gab", sagte der Leiter des deutschen Flugschreiberlabors, Axel Thiel. Die Arbeit sei wie das Zusammensetzen eines riesigen Puzzles.

Seit Montagnachmittag analysieren die Experten in Braunschweig die "Beweismittel". Während die gesammelten Daten im Flugschreiber einwandfrei sind, ist das Material auf dem Voice-Recorder weniger gut. "Die Gespräche sind nicht immer deutlich zu hören", meinte Thiel. Die Tonspuren würden nun mit den anderen Aufzeichnungen verglichen.

Im Gegensatz zu Abstürzen, wo Flugschreiber und Voice-Recorder oft die einzigen Zeugen sind, haben die Notlandung glücklicherweise alle 32 Flugzeuginsassen - weitestgehend unbeschadet - überlebt. "Die Piloten werden von den Kollegen von der Flugunfalluntersuchung befragt", sagte Thiel. Die aufgezeichneten Daten sind aber dennoch von großem Wert für die Ursachenfindung. "Die Piloten stehen ja unter enormem Stress und wissen nachher vielleicht nicht mehr, was sie nun gesagt haben", erklärte Thiel.

An der Unglücksstelle wurde ein Krisenstab gebildet, dem Experten der österreichischen und deutschen Flugunfallbehörde, der AUA und des Herstellers Fokker sowie Versicherungsvertreter angehören. Die Arbeiten wurden am frühen Nachmittag behindert, da die Fokker wegen des Tauwetters auf dem Feld einzusinken drohte. Die Maschine sollte mit Luftkissen auf sicheres Terrain gebracht werden.

Wann das Flugzeug geborgen werden kann, war noch nicht eruierbar. "Derzeit hat die Flugunfallkommission ihre Hände drauf", meinte ein Sprecher des Airports. Der Betrieb am Flughafen von München werde von den Arbeiten nicht behindert.

Richtige Entscheidung

Auch der Pilot der Maschine, Jan Michael Kurka (32), wollte sich am Dienstag im STANDARD-Gespräch nicht zu möglichen Ursachen des Zwischenfalls äußern. Er habe aber unbedingt notlanden müssen, "es wäre sich nicht mehr bis zum Flughafen ausgegangen", sagte Kurka. Und weiter: "Keine Frage, die Anspannung war groß, aber dank unserer intensiven Trainings, gerade für Notsituationen an Bord, ist es meiner Crew und mir gelungen, Optionen rasch abzuwägen und innerhalb kürzester Zeit die richtige Entscheidung zu treffen."

Bei der AUA sind inzwischen zusätzliche Sicherheitschecks angelaufen. Im Rahmen der Vorsichtsmaßnahme werden alle Triebwerke der Fokker-Flotte überprüft. Sollten Mängel auftauchen, könnte es sein, dass die Maschinen nicht mehr abheben dürfen.

Unklar war, wie viele Personen bei dem Zwischenfall zu Schaden kamen. Während die Polizei in Erding von acht Leichtverletzten sprach, von denen zwei im Spital versorgt werden mussten, lagen bei der AUA keine Angaben über etwaige Blessuren vor. Der Flughafen München hatte am Montag von drei leicht Verletzten berichtet. Es dürfte sich aber vor allem um psychische Probleme wie Schocks gehandelt haben. Alle Passagiere haben ihre Reise fortgesetzt - nur zwei davon mit dem Zug. (APA, simo, DER STANDARD, print-Ausgabe vom 7.1.2004)