Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft von Mailand auch Dokumente der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte & Touche beschlagnahmen lassen, nachdem zwei Topmanager des Wirtschaftsprüfers Grant Thornton zu Jahresende 2003 festgenommen wurden. Der Präsident von Grant Thornton Italia, Lorenzo Penca, steht wie sein Partner, der Vorstandsvorsitzender Maurizio Bianchi, im Verdacht, am betrügerischen Bankrott des Lebensmittelriesens wissentlich mitgewirkt zu haben.
Die italienische Tochter des US-Wirtschaftsprüfers hat zwar seit 1999 nicht mehr die Bilanzen der Parmalat Finanziaria testiert, war aber weiterhin als Buchprüfer für eine Vielzahl der Offshore-Gesellschaften verantwortlich. Dem Wirtschaftsprüfer wird vorgeworfen, nicht einmal die einfachsten Betrugsmethoden der Parmalat-Manager erkannt zu haben.
Komplexe Finanztransaktionen
Denn im Gegensatz zum Fall Enron, in dem der Betrug durch komplexe Finanztransaktionen erfolgte, beruhten die Parmalat-Machenschaften auf simplen Fälschungen. Die US-Muttergesellschaft will die Ermittler unterstützen und erklärte per Aussendung, nicht in den Fall verwickelt zu sein. Wegen Enron wurde die Beratungsgesellschaft Arthur Andersen zerlegt.
Die Rechtsanwälte des Parmalat-Gründers Calisto Tanzi haben für den "herzkranken" Milchbaron Hausarrest gefordert. Chefsanierer und Konkursverwalter Enrico Bondi will Anfang nächster Woche mit den Gläubigerbanken verhandeln, die ihm inzwischen weitere Mittel für die Fortsetzung der Produktion zugesagt haben. Eine Verschnaufpause bringt die römische Großbank Banca Capitalia. Diese wird Parmalats Anteile an der Investmenbank Mediocredito Centrale für 22 Mio. Euro zurückerwerben.
An der ebenfalls hoch verschuldeten Parmatours zeigte die staatliche Beteiligungsgesellschaft Sviluppo Italia Interesse. Parmatours wird von der 36-jährigen Tanzi-Tochter Francesca geleitet. Die Untersuchungsrichter von Parma werden die Managerin nächste Woche verhören. Parmatours (rund 1000 Beschäftigte) hat Schulden von 300 Millionen Euro. Angeblich fehlen die Mittel, um im Jänner die Gehälter auszuzahlen. In den letzten Jahren sollen mindestens 400 Millionen Euro von Parmalat-Konten abgezweigt worden sein, um die defizitäre Tochter zu unterstützen.
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