Hamburg - Angesichts der anhaltenden Euro-Aufwertung haben Devisenexperten die Europäische Zentralbank zu Dollar-Stützungskäufen aufgefordert. "Wegen der labilen gesamtwirtschaftlichen Situation sollte die EZB am Devisenmarkt intervenieren", sagte der Würzburger Währungsexperte Peter Bofinger der "Financial Times Deutschland" (Freitagsausgabe). "Wenn sich der Euro nun schnell der Marke von 1,30 Dollar nähert, sollte die EZB Dollar kaufen", sagte auch der Europa-Chefvolkswirt von Morgan Stanley, Joachim Fels, der Zeitung. Am Mittwoch hatte der Euro erstmals kurzzeitig die Schwelle von 1,26 Dollar überschritten.

Ökonomen sehen in einer übereilten Euro-Aufwertung ein Risiko für den sich abzeichnenden wirtschaftlichen Aufschwung. Fels riet den Notenbankern, im Falle einer Intervention diese nicht im Voraus anzukündigen und für die Dollar-Käufe einen Tag mit geringem Handelsvolumen auszuwählen. "So kann man mit geringen Mitteln große Effekte erzielen", sagte Fels. Bofinger äußerte sich optimistisch, dass Interventionen der EZB zum Erfolg führen könnten. "Die EZB kann die Euro-Aufwertung an jeder beliebigen Stelle stoppen", sagte Bofinger.

Nach Einschätzung Bofingers hat das häufig vorgebrachte Argument, in globalisierten Finanzmärkten hätten Interventionen der Notenbanken wegen der von den privaten Akteuren gehandelten enormen Transaktionsvolumen wenig Aussicht auf Erfolg, keine Gültigkeit. "Die EZB kann unbegrenzt Euro drucken und damit Dollar kaufen", wurde der Währungsexperte von der Zeitung zitiert. Selbst globalisierte Finanzmärkte könnten da nicht gegenhalten.(APA)