Moskau - In Russland ist eine seit der Oktober-Revolution verschollene kostbare Reliquie, ein Stück vom Gewand Jesu, im Architekturmuseum der Stadt Jaroslawl wiederentdeckt worden. Wie die Zeitung "Trud" nach Angaben der Kathpress berichtet, entdeckte eine Funktionärin des Museums die Reliquie in einer mit biblischen Bildern geschmückten Truhe.

Kunsthistoriker stellten in der Folge fest, dass es sich um jene Truhe handeln musste, die Zar Aleksij (Romanow) 1650 der Elias- Kathedrale in Jaroslawl anlässlich der Kirchweihe geschenkt hatte. Die Truhe enthält ein aus der Antike stammendes Stück Stoff, das nach der Tradition ein Teil des Gewandes Jesu am Tag seiner Passion war.

Geteilte Reliquie

Das "Gewand Jesu" war dem Haus Romanow 1625 von Schah Abbas I. von Persien geschenkt worden. Bei seinem Feldzug gegen Georgien 1617 hatten die Truppen des persischen "Königs der Könige" die vielverehrte Reliquie im Kloster Mzcheta geraubt. In Russland wurde die Reliquie geteilt. Außer der Elias-Kathedrale in Jaroslawl erhielten auch die Sophienbasilika in Kiew und ein Kloster in Kostroma, später auch zwei Kathedralen in St. Petersburg, Teile des Gewandes.

Eine ähnliche Reliquie wird in Westeuropa in Trier ("Heiliger Rock") verehrt. Der Leibrock Jesu ("chiton") war nach dem Bericht des Johannes-Evangeliums "ohne Naht von oben her ganz durchgewebt". Dieses nahtlose Kleidungsstück wurde bereits bei den Kirchenvätern als Symbol für die Einheit der Kirche interpretiert.

Über die Authentizität der Reliquien, die als "Gewand Jesu" im Osten und im Westen verehrt wurden und werden, gehen die Meinungen der Historiker auseinander. (APA)