Pjöngjang/Seoul/Washington - Zwei Delegationen aus den USA werden voraussichtlich in der kommenden Woche das kommunistische Nordkorea besuchen und dabei möglicherweise die strittige Atomanlage Yongbyon des Landes besichtigen. Wie es in mit den Reiseplänen vertrauten Kreisen am Freitag weiter hieß, besteht die eine Gruppe aus zwei Beratern des Außenpolitischen Ausschusses des Senats und die andere aus Experten, darunter ein international angesehener US-Spezialist für Atomenergie.

Aufbereitung

Die USA verdächtigen Nordkorea, in Yongbyon Plutonium für die Herstellung von Atombomben aufzubereiten, und rechnen Nordkorea wie den Iran und den Irak bis zum Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein zu einer "Achse des Bösen". Internationale Gespräche über eine Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms liegen derzeit brach.

Nicht im Auftrag der US-Regierung

Ein Sprecher des US-Außenministeriums bestätigte die geplanten Besuche, wies aber daraufhin, dass die Delegationen nicht im Auftrag der Regierung reisten. Ein Vertreter des südkoreanischen Außenministeriums sagte: "Ich würde dem Besuch keine allzu große Bedeutung beimessen. Es ist problematisch, den Besuch als einen Hinweis auf die nächste Runde der Sechs-Parteien-Gespräche zu nehmen".

Zusage Nordkoreas

Ein Sprecher des Außenpolitischen Senatsausschusses sagte, die beiden Berater planten, am Samstag nach Nordkorea aufzubrechen. Es sei möglich, dass die beiden auch Yongbyon besuchten. Mitglieder der zweiten Delegation sagten der Zeitung "USA Today", Nordkorea habe dem Atom-Experten die Zusage gegeben, dass er Yongbyon besichtigen könne. Möglicherweise wolle Nordkorea beweisen, dass es Atomwaffen besitze und damit seine Verhandlungsposition gegenüber den USA stärken, hieß es in dem Blatt weiter. Oder es wolle signalisieren, dass es zu Inspektionen der Anlage bereits sei, sollte bei den Verhandlungen ein Ergebnis erzielt werden.

Medienberichte

Laut Medienberichten müsste Nordkorea allerdings auch auf Atomkraftwerke verzichten, berichtete die japanische Zeitung "Yomiuri". Die Verbündeten - die USA, Japan und Südkorea - wollten Nordkorea auffordern, alle seine Nuklearanlagen zu beseitigen, so die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Vertreter der drei Staaten hätten sich im Dezember darauf verständigt, dass Nordkorea aus Sicherheitsgründen nicht gestattet werden sollte, "Atomanlagen selbst zur Stromerzeugung oder für andere zivile Zwecke zu betreiben".

Bau von Wärmekraftwerken unterstützen

Dies dürfte das endgültige Aus für den Bau zweier Leichtwasserreaktoren zur Stromerzeugung in Nordkorea bedeuten. Das Projekt wurde ursprünglich von den USA, Südkorea, Japan und der EU unterstützt, am 1. Dezember aber mit Blick auf den Streit um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm auf Eis gelegt. Im Falle einer Einigung mit Nordkorea wären die USA, Südkorea und Japan dem Zeitungsbericht zufolge aber bereit, den Bau von Wärmekraftwerken zu unterstützen. (APA/Reuters)