"I.Dot" hieß die Ausstellung und sie fand im November letzten Jahres im neuen Metropolitan Gebäude in Warschau statt. Der Standort war nicht zufällig gewählt: Der Architekt Norman Foster hatte dieses Gebäude gebaut, und es gilt seither als Symbol für "das neue Polen".

Foto: i.dot/Metropolitan Gebäude in Warschau

I.Dot zeigte "Italian Design on Tour" -, und es war die zwölfte Station einer Ausstellung, die seit 2001 in den wichtigsten Design-Metropolen der Welt ihre Runde macht: Im November 2003 war schließlich Warschau dran. Design-Metropole Warschau?

Foto: i.dot/Knozmöbel von Urszula Leliwa-Kania

Dass die Polen mittlerweile nicht nur für Kino, bildende Kunst oder den Papst bekannt sind, machte ein Wettbewerb für junge polnische Designer im Rahmen von "I.Dot" augenscheinlich, deren beste Projekte - ausgewählt von einer internationalen Fachjury - zusammen mit den italienischen Objekten ausgestellt wurden.

Foto: i.dot/TABLE von Mateusz Willmann

Organische Polstermöbel gab es zu sehen, schlichte Lampen aus Holz oder originelle, asiatisch anmutende Paravents. Polen ist seit der Wende zum hochinteressanten Investitionsfeld für westliche Gelder geworden, und das zeigt sich auch darin, wie heute die polnische Designszene funktioniert.

Foto: i.dot/Trennwand von Malwina Antoniszczak

"Es gibt große Veränderungen seit 1989", sagt Michal Stefanowski, Lektor an der Fine-Arts-Akademie in Warschau, Präsident der polnischen Vereinigung der Industriedesigner und mit seinem Designstudio "Towarzystwo Projektowe" auch für westliche Firmen tätig. Als die staatlichen Betriebe privatisiert wurden, sind die meisten auch gleich von westlichen, meist deutschen Firmen (25 Prozent der Möbelindustrie) aufgekauft worden.

Foto:i.dot/DIODI LAMP von Wiktor Pawlik & Patryk Rzeplinski

Viele freiberufliche Designer schlossen sich zu Gruppen zusammen, Design-Studios schossen aus dem Boden, hochprofessionelle Designmagazine, wie etwa "2+3D" konnten sich auf dem polnischen, zum Teil auch auf internationalem Terrain etablieren.

Foto: i.dot/Objekt von Wioletta Serafin

"Wir haben keinen Mangel an jungen Talenten in Polen", sagt die 37-jährige Beata Bochinska, ehemalige Kunstkritikerin selbstbewusst, die schon Ende der 90er-Jahre das Designstudio "Wzornik" gegründet hat. "Weil die Abgänger von Design- oder Kunstschulen wenig Ahnung vom Herstellungsprozess haben", fungiert Bochinska mit ihrem Studio gewissermaßen als Schaltstelle zwischen Design und Industrie.

Foto: i.dot/Sessel FADO von T. Augustyniak/ABP Wzornik

Mit dem Möbeldesigner Augustyniak und der Glasdesignerin Edyta Baranska hat sie Spitzenleute der Branche unter Vertrag, die ganze Serien designen. "Natürlich müssen die eigenen Objekte eine Handschrift des Designers tragen", sagt Augustyniak, aber das sei nicht genug: "Möbelstücke sind vor allem einmal Gebrauchsgegenstände." Das klingt rational und pragmatisch für ein Land, das sich auch im Design gewissermaßen in einer Aufbruchsstimmung befindet. ...

Foto: i.dot/Liege MONO von Tomasz Augustyniak/ABP Wzornik

... Aber dieser Pragmatismus hat viel mit polnischer Tradition zu tun - und die liegt in Polen nun einmal im handwerklichen Können, auf Materialien wie Holz, Glas, Keramik oder Textilien und in den technischen Möglichkeiten im Umgang mit diesen Materialien.

Foto: i.dot/Salz- und Pfefferstreuer von Marzena Wolinska

I.Dot und die ausgestellten polnischen Design-Objekte waren Beata Bochinska zu visionär - zu viele Prototypen und unfertige Konzepte in Relation zu fertigen, guten Designprodukten. "Das ergab kein komplettes Bild der polnischen Designszene!", sagt sie kritisch.

Foto: i.dot/Service von Marzena Wolinska

Ihr Ansatz ist - genau - pragmatischer: Schon lange werden Millionen an Sofas, die in Polen gefertigt wurden, in die Europäischen Union verkauft. "Wir wollen nicht länger namenlos bleiben", sagt Bochinska und darf hoffnungsfroh sein. Mittlerweile gibt es polnische Designer, die sich auch international einen Namen gemacht haben: Janusz Konaszewski arbeitet in der Schweiz, oder Tomasz Rudkiewicz ist für das Studio NC Art in Skandinavien aktiv.

Foto: i.dot/Sessel von Bartosz Zochowski

Junge Designer wie Marek Krol oder Daniel Zielinski haben Hauptpreise japanischer Design-Wettbewerbe abgeräumt. Es scheint so, als würden in Zukunft die Sofas, auf denen wir sitzen, nicht mehr nur in Polen produziert, sondern auch dort designt werden. Die junge polnische Szene ist gerade dabei sich - ganz pragmatisch - einen guten Namen zu machen. (Mia Eidlhuber, DER STANDARD, rondo/19/12/2003)

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www.idot.it

Foto: i.dot/Obj.1 von Senso