"Die Hauptschwierigkeit liegt im Tempo", wissen Experten. Beim Wiener Walzer muss man das Tanzbein wirklich ganz ordentlich schwingen, liegt doch der internationale Standard bei 60 Takten pro Minute. Das entspricht 180 Schritten pro Minute bzw. alle zwei Sekunden eine ganze Drehung. Um bei diesem Tempo die Kontrolle über sein Gleichgewicht zu behalten, wird zu einer leichten Vorlage des Körpers geraten, der Schwerpunkt soll während des Tanzens über den Fußballen liegen. Das erleichtert auch die Drehungen, die grundsätzlich mit dem Oberkörper eingeleitet werden sollten, um so richtig in Schwung zu kommen.
"Drehwurm"
Nach wenigen Minuten schwungvollen Walzens wird allerdings manches Paar blass um die Nase, der "Drehwurm" hat sie erfasst. Die wissenschaftliche Erklärung: Im Orientierungsorgan ruhen Nervenenden in Lymphflüssigkeit. Bei starker, andauernder Kreisbewegung des Körpers beginnt sich diese mitzudrehen, die Nerven senden verwirrende Impulse aus. Wirklich schlimm wird es, wenn man stehen bleibt. Durch die Trägheit dreht die Lymphflüssigkeit weiter, und mit ihr scheinbar der ganze Ballsaal. Neben Übung und damit "Abhärtung" der Nerven gegen die teuflischen Drehungen hilft vor allem Abwechslung zwischen Rechts- und Linkswalzer während des Tanzes.
Der Wiener Walzer ist ein Evergreen. Seit mehr als 150 Jahren ist er dank der Strauß-Dynastie und der Musik Lanners nicht mehr aus dem Musikleben wegzudenken. Dabei war der Tanz fast 300 Jahre lang geächtet, selbst in der Strauß-Zeit oftmals noch geschmäht. Der flotte Tanz im Dreivierteltakt war vor mehr als 300 Jahren als wilder Kreistanz das Gaudium der Knechte und Mägde als Gegensatz zum langsamen Landler und der Polka, die einen geraden Takt aufweist.