Paris/Rieucros - Die Bilanzfälschungen beim italienischen Lebensmittelkonzern Parmalat dauern einem Medienbericht zufolge bereits seit rund 15 Jahren an. Wie das "Wall Street Journal" am Freitag im Internet unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, wurden die Bilanzen seit Ende der 80er-Jahre gefälscht. Parmalat steht derzeit im Mittelpunkt eines in Europa beispiellosen Bilanzskandals.

Der frühere Finanzdirektor der Firma, Fausto Tonna, hatte nach Angaben aus Justizkreisen die Bilanzfälschungen eingestanden. Bei den Ermittlungen wurde bisher eine Lücke in Höhe von mindestens sieben Milliarden Euro in den Parmalat-Bilanzen aufgedeckt.

Neue Verordnung

In der Hoffnung auf eine Rettung des Unternehmens hatte die italienische Regierung am Dienstag eine neue Verordnung verabschiedet, die es erlaubt, Parmalat unter die Kontrolle eines kommissarischen Verwalters zu stellen. Am Mittwoch beantragte die Firma Gläubigerschutz. Bei dem italienischen Milchproduzenten sind weltweit 36.000 Arbeitsplätze in Gefahr, davon rund 4.000 in Italien.

Wegen des Parmalat-Skandals wurden seit vergangener Woche hunderte französische Milchproduzenten nicht mehr bezahlt. Wie ein Vertreter des französischen Milchkonzerns GLP in Rieucros mitteilte, sind Bauern in vier Departements in Südwestfrankreich betroffen. Nach Angaben regionaler Landwirtschaftskammern beliefern 100 bis 150 Produzenten in den Départements Ariege, Haute-Garonne, Hautes-Pyrenees und Aude, GLP mit Milch, welche an Parmalat weiterverkauft wird.(APA)