Cyborg auf der Flucht

Als junger Mann war Duane Fitzgerald vom Film "Terminator" begeistert. Das Militär baute ihn zu einer potenziellen Mordmaschine um mit Titanknochen, Nachtsichtgerät, Nuklearbatterie und anderer übermenschlich machender Technik. Aber das Experiment schlug fehl, eine Hand voll Cyborgs, die die endlosen Operationen überlebt hat, wurde inkognito in den Ruhestand versetzt, streng überwacht vom amerikanischen Geheimdienst. Duane hat sich in ein irisches Nest verkrochen, aber jemand spürt ihn auf und bald wird ihm klar, dass er und die letzten Super-Soldaten beseitigt werden sollen, weil das brutale Experiment aufzufliegen droht. Der erfolgreiche Sciencefiction -Autor Andreas Eschbach hat mit "der letzte seiner Art" (€ 19,90, Lübbe) einen packenden Thriller geschrieben.

Coverfoto: Lübbe

Wandern zum Erfolg

Eines kann man dem Bestseller- Autor David Taylor nicht vorwerfen: Humorlosigkeit. Das ist schon einmal ein großer Vorteil bei einem Handbuch für Führungskräfte, wenn der Text ähnlich unterhaltend ist wie die Shows der Erfolgsgurus. "The Naked Leader" (€ 25,60, Linde international) sucht nicht mit Fachsprache Eindruck zu schinden, sondern arbeitet mit der Erfahrung eines erfahrenen Trainers und dem geschärften Menschenverstand. So erklärt Taylor zum Beispiel kurz und ohne Mystifikationen was NLP Neurolinguistische Programmierung) ist und was sie bei Politikern anrichten kann. Man muss das Buch nicht herkömmlich linear von Seite zu Seite lesen; man kann auch den Querverweisen zu den und im Labyrinth der Anregungen, Merksätze und Anekdoten umherwandern ohne die Orientierung zu verlieren.

Coverfoto: Linde International

Essen im Jugendstil

Kultur und Kulinarik, das ist ein langjähriger Fixpunkt der Collection Rolf Heyne. Die Lebensumwelt von Dichtern und Malern, ihre Häuser, ihre kulinarischen Vorlieben und zeitgenössische Rezepte erweisen sich als geschickte Mischung von Kulturgeschichte und dezentem Kochbuch. Der jüngste, schön bebilderte Band "zu Gast bei Klimt" (€ 39, Heyne) befasst sich mit dem Wien der Jahrhundertwende und dem eher rundlichen Maler, der gern in wallenden Kutten unterwegs war und gastronomische Freuden zu schätzen wusste. Was hat Klimt am Attersee, und in den Wiener Kaffeehäusern und Restaurants gegessen? Die Fotos von Isolde Ohlbaum geben Auskunft, der kundige Text stammt vom Kulturwissenschaftler Joachim Nagel.

Coverfoto: Heyne

Pferde als Lehrer

Charisma ist, was viele gerne hätten aber kaum eine(r) besitzt. Wer Menschen führen soll, kann sich Hilfe bei einer Menge Bücher und Seminare holen, der Markt boomt, die Angebote sind inflationär. Fritz Hendrich hat jedoch mit "Horse Sense" (€ 22,90, Signum Wirtschaftsverlag) einen interessanten Ansatz gefunden: Lernen von Alexander dem Großen und dessen Umgang mit Pferden. Das Gegenüber Pferd fordert und fördert Eigenschaften, die auch beim Führen von Mitarbeitern geboten sind. Pferde haben den Vorteil, dass sie sofort und unverstellt auf unsere Interventionen reagieren. Wer bloß vorgibt, seiner selbst sicher zu sein, wird von den Pferden mit ihren feinen Wahrnehmungsorganen blitzartig entlarvt. Sie nehmen angemaßte Autorität nicht ernst und signalisieren das deutlich. Man entdeckt sich selbst.

Coverfoto: Signum Wirtschaftsverlag

Unter den Tieren

"Bestiarium. Der Zoo als Welt - die Welt als Zoo" nennt sich das hübsch ausgestattete Buch von Cord Riechelmann, das für Bibliophile und Tierliebhaber gleichermaßen geeignet ist. Ein Spaziergang durch den Berliner Zoo mit Tieren von A bis Z, von Afrikanischer Elefant bis Zwergflusspferd, gibt Anlass zu vielerlei Reflexionen. Die meisten der Texte sind als Kolumne in der "Frankfurter Allgemeinen" erschienen. Riechelmann versucht eine Synthese aus eigener Beobachtung und korrekter zoologischer Information. Auch die Kommentare der Zoobesucher sind dem Autor wichtig: für ihn scheint der Blick der Kinder auf die Tiere wesentlich von jenem der Erwachsenen zu differieren. Die schönen alten Bilder von Buffon komplettieren die liebevoll gestaltete Ausgabe (€ 27,50, die andere Bibliothek, Eichborn).

Coverfoto: die andere bibliothek/Eichborn

Harry Potter anders

Es muss nicht immer Harry Potter sein. Die russische Schriftstellerin Anna Dankowtsewa hat ein wunderschönes Märchen, pardon, eine Fantasy-Erzählung geschrieben. Mit Hexen, Kobold, Wassergeistern, einem sprechenden Pferd namens Terminator, Wölfen, listigen Zauberern, Drachen und dem kindlichen Helden, der in Wahrheit ein Zarensohn ist. Die Autorin, die mit dem Krimi „So helle Augen“ bekannt geworden ist, hält sich mit ihren Figuren an die alten slawischen Sagen. So gewinnen die guten und die bösen Geister mythische Präsenz. Die Funktionen, die sie hatten, bevor sie das Christentum zur bis Unkenntlichkeit entstellt hat, werden im Anhang sehr gut erklärt. ("Die Stadt mit dem blauen Tor", € 14,30 Diogenes).

Coverfoto: Diogenes

Aufregende Stille

Hartnäckige Ästheten waren schon immer Anhänger der Schwarz-Weiß-Fotografie. Warum das so ist, kann in den eleganten Bänden "Silencio" oder "Metropolis" von Heinz M. Fischer (€ 18, je Band, Leykam) unschwer nachvollzogen werden. Europäische Städte und Landschaften werden hier durch fast intime Details charakterisiert, wie man sie noch nie gesehen zu haben glaubt: Eine Treppe, ein Parkbaum in Prag, ein verlassener Strand, Schneematsch mit Spiegelung in Helsinki, selbst der Eiffelturm stellt sich im Auge der Spiegelreflexkamera ganz ungewohnt dar. Kontemplation und Ruhe als Kontrapunkt zur hysterischen, bunt-schreienden Bilderflut, mit der wir täglich überschwemmt werden, - das ist eine Wohltat und auf eine ganz andere Art aufregend.

Coverfoto: Leykam

Cartoons zur Zeit

Zeitgeschichte mit der feinen Klinge, dafür steht der Karikaturist Dieter Zehentmayr. Und die Art wie er das politische Geschehen verfolgt, zeugt nicht nur von einer profunden Zeichenkunst, sondern auch von einem messerscharfen politischen Bewusstsein. Das ist der Grund warum seine künstlerischen Anmerkungen zu den laufenden Ereignissen nicht altern. Nachzuprüfen ist das anhand des Bandes "Strich drunter. Die besten Cartoons der letzten 7 Jahre" € 25,94, Ueberreuter). Zehentmayr, der außer für den Standard auch für die Berliner Zeitung tätig ist, bleibt kein abgehobener Beobachter des täglichen Irrsinns, sein Mitgefühl und seine Parteinahme für die Schwächeren machen die innere Qualität seines Werkes aus.
(Rezensionen von Ingeborg Sperl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. - 26. 12. 2003)

Coverfoto: Ueberreuter