Bild nicht mehr verfügbar.

Der Woronzow-Palast

Foto: Archiv
Wer den Reiseerzählungen von Krim-Besuchern lauscht, könnte im ersten Moment glauben, die Urlauber hätten zu viel von dem süffigen Wein und Sekt getrunken, der dort gekeltert wird. Von einem Schloss mit arabisch-schottischen Stilelementen ist da die Rede oder von amerikanischen Mammutbäumen, die sich dem Himmel über der Ukraine entgegen recken. Doch dabei tut man den Urlaubern Unrecht. Diese Dinge - und vieles mehr - gibt es auf der Schwarzmeer-Halbinsel tatsächlich zu entdecken.

Steppenlandschaften und steile Berge, goldgelbe Sandstrände und sattgrüne Hügel und dazu noch das azurblaue Wasser des Meeres bringen Naturfreunde auf der Krim zum Schwärmen. Doch auch Kulturinteressierte kommen hier nicht zu kurz. Ruinen alter Höhlensiedlungen, Tempel und Festungen sind Zeugen einer bewegten Geschichte, die so abwechslungsreich ist wie die Landschaft. Griechen, Römer, Hunnen, Tataren, Türken, Italiener und Russen haben ihre Spuren auf der nun zur Ukraine gehörenden Schwarzmeer-Halbinsel hinterlassen.

Einen besonders geschichtsträchtigen Ort gibt es in der Nähe von Jalta, der Hauptstadt der Krim, zu erkunden. Dort ließ der russische Zar Nikolaus II. einen Palast bauen, der Jahrzehnte später Schauplatz eines folgenschweren Treffens zwischen Franklin Roosevelt, Winston Churchill und Josef Stalin wurde. Dort in dem Palast legten der amerikanische Präsident, der britische Premierminister und der sowjetische Diktator Anfang 1945 das Fundament für die Aufteilung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.

Als folgenschwer - wenn auch auf andere Weise - könnte sich auch ein Besuch im berühmten Weininstitut Magaratsch entpuppen, wo über 20.000 Sorten des Krimweins gelagert werden. Ein Ausflugsboot bringt die Besucher auf einer idyllischen Fahrt von Jalta zu dem Weingut. Rund 3.200 Rebsorten wachsen in der Region, die zumeist süffige, fruchtige Weine und Sektsorten liefern. Umgeben ist das Institut von einem botanischen Garten, in dem rund 30.000 Pflanzenarten aus der ganzen Welt eine Heimat gefunden haben. Zu den Favoriten bei den Besuchern gehört ein turmhoher Mammutbaum, dessen eigentliche Heimat die US-Pazifikküste ist.

Dass das Weingut bei den Bewohnern der Krim hoch im Kurs steht und geschätzt wird, hat es in der Vergangenheit nicht vor Verwüstungen und Schäden bewahrt. Als der damalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow 1986 seinen Anti-Alkohol-Feldzug begann, wurden Tausende von Hektar Reben zerstört. Angesichts der Verwüstung erhängte sich der damalige Direktor von Magaratsch, Pawlo Helodriha.

Zu den eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten auf der Krim gehört zweifelsohne der Woronzow-Palast, der auf ganz eigentümliche Weise ebenso bizarr wie großartig ist. Der Palast verbindet englische, schottische und arabische Architekturelemente. Irgendwie harmonieren diese Stile aber recht gut miteinander, und so spiegelt der Palast die kapriziösen Formen der Berge im Hintergrund wider. Sehenswert ist auch das so genannte Schwalbnest. Das reich verzierte Gebäude, in dem sich heute ein Restaurant befindet, steht auf einer steilen Klippe direkt am Meer.

Auch wenn die gastfreundlichen Ukrainer Besucher aus dem Ausland mit offenen Armen empfangen und der Fremdenverkehr zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden ist, hat die Krim das Erbe der Sowjetära noch nicht ganz abschütteln können. So muss der Urlauber beispielsweise allenthalben mit Kellnern und Verkäuferinnen rechnen, die sich größte Mühe geben, ihre Gäste und Kunden zu übersehen. Doch kann dies das Vergnügen eines Krim-Besuchs nur kurz trüben, die Schönheit der Halbinsel macht diese Unbilden schnell wieder vergessen.(apa)