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Wien - Mit Robbie Williams und What We Did Last Summer - Live At Knebworth ist jetzt erstmals im Vorweihnachtsgeschäft eine DVD an die Spitzenplätze der europäischen Verkaufscharts gerückt. In Deutschland schaffte es Herbert Grönemeyer Mitte Dezember mit Mensch Live gar auf den ersten Platz.

Eine Entwicklung, die von der krisengeschüttelten Musikindustrie mehr als herbeigesehnt wird. Nach zweistelligen Prozenteinbrüchen im CD-Geschäft wegen Internet-piraterie stieg heuer der Verkauf von Musik-DVDs im Vergleich zum Vorjahr allein in Deutschland (bei elf Prozent CD-Verkaufsrückgängen) auf dem drittgrößten Musikmarkt der Welt um geschlagene 50 Prozent.

Wurden dort im Vorjahr noch insgesamt 1,4 Millionen Musik-DVDs umgesetzt, so steigerte man sich heuer allein bis Ende September noch ohne das Weihnachtsgeschäft auf 3,25 Millionen Stück. In ganz Westeuropa erwartet man sich jetzt bis Jahresende einen Umsatz von 27 Millionen Stück. 2007 sollen laut zwangsoptimistischer Prognose gar 65 Millionen DVDs über den Ladentisch wandern.

Das entspricht einem Trend, den man bei den Musikfernsehsendern MTV und Viva so nicht bestätigen möchte. Dort wurden heuer die Anteile von Musikclips um 30 Prozent zugunsten von Unterhaltungssendungen wie The Osbournes oder Dismissed zurückgefahren. Viele Produktionsfirmen mit Schwerpunkt Videoclips gingen in Konkurs oder befinden sich vor dem Ausgleich.

Von der Frage, ob Musik, vor allem auch Livemusik, auf den Bildschirm gehört, einmal abgesehen: Neben Robbie Williams und Grönemeyer setzen jetzt vor Weihnachten etwa auch die geschäftstüchtigen Rolling Stones mit der Vierfach-DVD Four Flicks, die isländische Pop-Avantgardistin Björk oder Metallica, U 2, Red Hot Chili Peppers und Coldplay als Spitzenverkäufer im Pop auf dieses neue, finanziell einträgliche Format.

Denn: Teurer als eine CD ist eine DVD bei ungefähr gleichen Produktionskosten im Handel allemal. Wenn eine Live-DVD nur um ein Drittel im Vergleich zu einer Live-CD mehr kostet, kann man mittlerweile von Glück sprechen. (schach/DER STANDARD, Printausgabe, 23.12.2003)