Linz - Weihnachten ist zwar das "Fest der Liebe", doch nicht selten endet es für viele Ehepaare vor dem Scheidungsrichter. Denn in der Zeit nach dem Heiligen Abend setzt der "Run" auf Anwälte ein. Ein Grund dafür: Zunächst zerbricht die Illusion, dass an den Feiertagen "alles wieder gut wird" und dann endgültig die Beziehung, so ein Linzer Anwalt. Hochsaison herrscht bereits in der Adventzeit bei psychosozialen Notdiensten.

Zu viel Zeit für einander

Die Situation zu Weihnachten sei mit dem Sommerurlaub zu vergleichen, sagte der Anwalt Günther Tews. Zahlreiche Paare, deren Ehe in der Krise steckt, sind im restlichen Jahr beschäftigt, doch an den Feiertagen und im Urlaub haben sie "viel Zeit füreinander". Für viele Ehepaare bedeutet das offenbar das endgültige "Aus", denn nach den Weihnachtsfeiertagen "kommt die Scheidungswelle", so Tews.

Für den Psychosozialen Notdienst in Linz ist bereits die Adventzeit die stärkste Zeit im Jahr. 320 Anrufe wurden innerhalb von zehn Tagen seit 8. Dezember verzeichnet, berichtet Leiterin Monika Czamler. Zum Vergleich: Anfang September waren es im selben Zeitraum 209. Mit ein Grund für die zahlreichen Anrufe in der Vorweihnachtszeit sei der zu hohe Anspruch, den viele an sich selber stellen. Obwohl es sich oft finanziell nicht ausgeht, will man trotzdem "möglichst viel zu Weihnachten bieten", so Czamler. Zahlreiche AnruferInnen kämpfen aber auch mit Trennungsschwierigkeiten.

Anstieg bei Scheidungen

Einen vermehrten Andrang vor der Weihnachtszeit bemerken auch die MediatorInnen. Die meisten Paare wissen bereits, dass sie in Zukunft getrennte Wege gehen werden, "möchten aber vor dem Fest die Sache mit einer fairen Lösung abschließen", berichtet beispielsweise die Mediatorin Margarete Cecon. "Die scheidungswilligen Eheleute wollen eine zwischenmenschliche Lösung finden, beispielsweise damit sie in Zukunft für ihre Kinder gemeinsam die Verantwortung tragen können."

Weihnachtliche Ehekrisen wirken sich auch in der Statistik aus: Ist doch laut Statistik Austria in den Monaten März und April ein Ansteigen der Scheidungen zu verzeichnen: Im Jänner und Februar des Vorjahres waren es 1.421 bzw. 1.410, im März bereits 1.649 und im April 1.786. (APA)