Am Samstag (12.15 Uhr, ORF 1) setzt sich im Tal namens Gröden das Spektakel mit der Abfahrt fort, die Holzschnitzer werden das Holzschnitzen sein lassen, die Schulkinder ihre Ladinischhefte schließen. Und am Sonntag geht's beim Riesenslalom in Alta Badia rund. Am Freitag ist Lasse Kjus trotz allen Rummels urcool geblieben. "Ja", sagte er, den die Österreicher gern liebevoll einen "Elch" heißen, "ja, es ist schön, vor Eberharter und Maier zu gewinnen."
Eberharter zufrieden
Eberharter sprach von seiner "skifahrerisch besten Leistung in dem Winter". Langsam kehre die Kraft zurück, die ihm einer Verkühlung wegen lange abgegangen war. "Eh nicht so schlecht", meinte Maier zu seiner Fahrt, er sah sich selbst nicht nur als Dritt-, sondern schon auch als Allerbesten. "Ich bin der Beste von denen, die hier noch keinen Super-G gefahren sind."
Mit seinem 15. Weltcupsieg kehrte Kjus nach langer Zeit aufs oberste Podest zurück, der 14. Erfolg war vor fast drei Jahren jener in der Kitzbühel-Kombination. Siege in einzelnen Rennen liegen samt und sonders mindestens vier Jahre zurück, zum Beispiel hat der 32-Jährige anno 1999 in Gröden bereits eine Abfahrt gewonnen. Am Freitag war Kjus überrascht von sich selbst und vor allem davon, "dass es so schnell gegangen ist".
Kjus um den Gesamtweltcup?
Kjus fühlt sich endlich wieder fit, nachdem ihm in der vergangenen Saison wieder einmal die Stirnhöhlen zugesetzt hatten. Er ist chronisch verkühlt und deshalb schwankend in seinen Leistungen, meistens schlägt er bei Großevents zu, die größte Beute machte er bei der WM '99 in Vail, wo er zweimal Gold und dreimal Silber holte. Nun könnte, in Ermangelung eines größeren Ereignisses, der Gesamt-Weltcup ein Thema werden für den Norweger. Mit seinem Sieg am Freitag hat Kjus die ÖSV-Phalanx an der Spitze gesprengt, er rangiert nun hinter Maier (465 Punkte) und Knauß (358) mit 350 Zählern an dritter Stelle, dahinter folgen Schifferer, Eberharter und Walchhofer. Der US-Amerikaner Bode Miller, der zuletzt in vier Rennen ohne Punkte blieb, kam am Freitag als 17. immerhin an, im Weltcup liegt er eher schon weit zurück, auf Platz acht.
Die Abfahrt könnte den Super-G in puncto Spannung toppen, des Öfteren schon ist die Saslong Außenseitern mit hohen Startnummern entgegengekommen. Man erinnere sich an den Liechtensteiner Markus Foser, der am 17. Dezember 1993 mit Startnummer 66 daherkam und dem Kärntner Werner Franz einen scheinbar sicheren Sieg wegnahm. Diesmal hat Franz einen Erfolg immerhin schon gelandet, jenen in der ÖSV-internen Qualifikation.
Sozusagen Titelverteidiger ist der Franzose Antoine Deneriaz, mit dem Italiener (Dolomiten: "Südtiroler") Kristian Ghedina ist immer zu rechnen, mit Kjus, Eberharter und Maier natürlich auch. Maier gibt zu, besonders ehrgeizig zu sein, schließlich ist die Saslong die einzige klassische Strecke, auf der er noch nicht gewonnen hat. Freilich läuft ihm nichts davon, sagte Maier am Freitag. "Auf diesem Podium bin ich mit Abstand der Jüngste. Vielleicht wird ja no was aus mir." (Fritz Neumann, DER STANDARD PRINTAUSGABE 20.12. 2003)
Ergebnis:
1. Lasse Kjus NOR 1:36,94 2. Stephan Eberharter AUT +0,10 3. Hermann Maier AUT +0,48 4. Hans Knauß AUT +0,84 . Daron Rahlves USA +0,84 6. Aksel Lund Svindal NOR +0,86 7. Didier Cuche SUI +0,87 8. Benjamin Raich AUT +0,91 9. Christoph Gruber AUT +0,96 10. Michael Walchhofer AUT +1,00 11. Bruno Kernen SUI +1,10 12. Bjarne Solbakken NOR +1,40 13. Andreas Schifferer AUT +1,49 14. Patrik Järbyn SWE +1,52 15. Ambrosi Hoffmann SUI +1,55 16. Marco Büchel LIE +1,61 17. Bode Miller USA +1,79 18. Fritz Strobl AUT +1,86 19. Pierre-Emanuel Dalcin FRA +1,90 20. Alessandro Fattori ITA +1,93 21. Norbert Holzknecht AUT +2,08 . Tobias Grünenfelder SUI +2,08 23. Peter Fill ITA +2,16 24. Bryon Friedman USA +2,17 25. Paul Accola SUI +2,28 26. Didier Defago SUI +2,45 . Ole Magnus Kulbeck NOR +2,45 28. Michael Gufler ITA +2,46 29. Vincent Lavoie CAN +2,55 30. Kenneth Sivertsen NOR +2,61 weiter: 32. Johann Grugger AUT +2,68