Militärzensur für Anwalt
Kerry, der als erster ziviler Strafverteidiger das Lager besuchen durfte, verteidigt einen zum Islam konvertierten Australier namens David Hicks, der in Afghanistan von USA-Truppen verhaftet worden war und des Terrorismus verdächtigt wird. Der Anwalt durfte sich im Gefangenlager nur unter US-Aufsicht bewegen, seine Aussagen unterlagen der Militärzensur. Außer mit seinem Mandanten durfte Kerry mit keinem anderen Häftling sprechen.
Keine Todesurteile für Australier und Briten
Unter den insgesamt 660 Häftlingen in Guantánamo sind zwei Briten, zwei Australier und zwölf Kuwaitis. Das Pentagon sagte der australischen Regierung zu, dass die beiden Australier im Falle einer Verurteilung nicht hingerichtet werden. Das hatte die US-Regierung im Juli auch im Fall von zwei Briten Großbritannien zugesagt.
"Versagen der Justiz"
Einer der höchsten britischen Richter kritisierte unterdessen scharf, wie mit den Gefangenen umgegangen wird. Lordrichter Johan Steyn sprach von einem "ungeheuerlichen Versagen der Justiz". "Der Zweck, die Gefangenen in Guantánamo zu internieren, war und ist, sie in einem rechtsfreien Raum, jenseits des Schutzes aller Gerichte festzuhalten, der Gnade der Sieger überlassen", wurde Steyn vom Fernsehsender Channel 4 zitiert. "Die Frage ist, ob die Qualität der Rechtsprechung, die für die Gefangenen von Guantánamo vorgesehen ist, den internationalen Mindeststandards für ein faires Verfahren entspricht. Die Antwort darauf ist kurz: ein klares Nein."
Mehr als 100 Verdächtige werden freigelassen
Wegen der immer schärfer werdenden Kritik wollen die USA mehr als 100 der Verdächtigen bis Jänner freilassen. Aus US-Militärkreisen verlautete, eine erste Gruppe werde Guantánamo Ende Dezember verlassen, eine zweite im Jänner. Ob die Verdächtigen in andere Haftanstalten gebracht werden oder den Strafverfolgungsbehörden in ihren Heimatländern übergeben werden sollten, wollte der Gewährsmann nicht sagen.