Athen - Führende Vertreter der griechischen Untergrundorganisation "17. November" sind am Mittwoch in Athen zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Der mutmaßliche Kopf der linksgerichteten Organisation, der 59-jährige Alexandros Giotopoulos, erhielt 21-mal die Höchststrafe. Fünf weitere Personen, darunter der mutmaßliche Chefplaner von "17. November", Dimitris Koufontinas, wurden ebenfalls zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. Weitere acht Personen müssen für bis zu 25 Jahre ins Gefängnis, ein Mitglied der Organisation wurde auf Bewährung freigelassen. Vier Angeklagte waren bereits in der vergangenen Woche freigesprochen worden.

Berufung durch Giotopuolos Anwalt

Der Anwalt von Giotopuolos kündigte umgehend Berufung gegen das Urteil - insgesamt 21-mal lebenslange und zusätzlich 25 Jahre Haft - an. Seinen Angaben zufolge werden auch die anderen Verurteilten gegen das Urteil berufen. Die Angeklagten hatten während des Prozesses alle Vorwürfe bestritten. Zufrieden mit den Urteilen zeigten sich hingegen mehrere Angehörige von Opfern der Untergrundgruppe, die für 23 Morde an in- und ausländischen Persönlichkeiten sowie für Bomben- und Panzerfaustanschläge und Raubüberfälle im Verlauf von 25 Jahren verantwortlich gemacht wird.

Mischung aus marxistischen und nationalistischen Ideologien

Benannt nach dem Studentenaufstand im November 1973 gegen die damalige griechische Junta, vertrat die Bewegung eine Mischung aus marxistischen und nationalistischen Ideologien. Die Organisation verstand sich als "Rächer des Volkes gegen US-Imperialisten sowie Kapitalisten", denen sie die Unterstützung der Junta vorwarf.

Erstmals international bekannt wurde "17. November" zu Weihnachten 1975 nach der Ermordung des damaligen Athener CIA-Leiters Richard Welch. Ihr letztes Attentat, dem der britischen Militärattache Stephen Saunders zum Opfer fiel, beging die Gruppe im Juli 2000. Die Polizei kam der Gruppe im vergangenen Jahr eher zufällig durch einen fehlgeschlagenen Anschlag in Piräus auf die Spur. Die meisten Mitglieder von "17. November" wurden damals verhaftet. Nach Einschätzung der Polizei ist die Organisation seitdem weitgehend zerschlagen.

Experten glauben, dass mit Prozessende größte Gefahr für Olympia 2004 gebannt ist

Mit dem Ende des neun Monate dauernden Prozesses an einem Athener Sondergericht und der Zerschlagung der gefährlichsten griechischen Terrororganisation glauben Sicherheitsexperten, dass die größte Gefahr für die Olympischen Spiele von Athen im August 2004 aus dem Inneren des Landes gebannt ist. Nach Berichten der griechischen Presse sucht die Polizei jedoch nach schätzungsweise weiteren sieben Mitgliedern des "17. November". In den nächsten Monaten sollen auch vier mutmaßliche Mitglieder der zweitgrößten griechischen Terrororganisation, des "Revolutionären Volkskampfes" (ELA), vor Gericht gestellt werden. (APA/dpa/AP)