Weil er sich monatelang unentschuldigt nicht in der Kaserne blicken ließ, muss ein 23-jähriger Grundwehrdiener nun für drei Monate ins Gefängnis. Richterin Martina Spreitzer-Kropiunik verhängte am Dienstag im Straflandesgericht über den Deserteur ein Jahr Haft, wovon lediglich neun Monate unter Setzung einer Probezeit auf Bewährung ausgesetzt wurden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Nicht Mahatma Ghandi

"Er ist nicht die österreichische Ausgabe des Mahatma Ghandi", meinte Staatsanwalt Walter Geyer über den Beschuldigten. Denn es waren nicht Gewissensgründe, die dem jungen Mann die Lust am Heer vergällten.

"Ich hab's einfach nicht mehr ausgehalten", gab dieser freimütig zu. Zunächst entfernte er sich nur tageweise von der Truppe: "Bei der Grundausbildung war ich eh immer dabei." Danach sah er aber offenbar gar keinen Sinn mehr einzurücken: Vom 6. Dezember 2002 bis zum 22. April und vom 26. Mai bis zum 24. September fehlte von dem Wehrmann jede Spur. Es habe ihn "nicht mehr gefreut", stellte er lapidar fest.

"Innerlich vom Bundesheer gelöst"

Schließlich wurde es seinem Vater zu bunt: Er setzte den Sohn ins Auto und chauffierte ihn zur Kaserne. Dort entließ man ihn nach drei Wochen, obwohl er noch rund ein Monat zu "dienen" gehabt hätte. "Er ist nicht zu gebrauchen, um es mit ganz einfachen Worten zu sagen", verriet ein Offizier im Zeugenstand.

"Er hat sich innerlich und endgültig vom Bundesheer gelöst", stellte die Richterin in der Urteilsbegründung fest. Offenbar kein Einzelfall, wie der Offizier am Rand der Verhandlung beklagte: "Dummerweise wird das immer mehr. Es ist eher ein Trend." (APA)