Jena - Patienten mit Lähmungen des Stimmbandnervs können künftig mit einem neuartigen Kehlkopf-Schrittmacher behandelt werden. Er soll die betroffene Muskulatur und die Gelenkkapseln bis zur Wiederkehr der Nervenfunktionen auf Trab halten, wie Mediziner der Universität Jena berichten. Bei einer permanenten Lähmung könne er auch zur dauerhaften Therapie eingesetzt werden. In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 10.000 bis 20.000 Menschen eine Stimmbandlähmung, meist als Komplikation nach Schilddrüsen- oder Herzoperationen.

Die Folgen reichen von der gestörten Stimmfunktion bis zur Atemnot und in einigen Fällen zusätzlich zu so genanntem Fehlschlucken. Eine Erholung der Nervenfunktionen tritt bei 30 bis 50 Prozent der Patienten binnen ein bis eineinhalb Jahren ein. Allerdings sind in dieser Zeitspanne Muskulatur und Beweglichkeit des Kehlkopfes eingerostet. Der Schrittmacher könnte hier für eine Überbrückung sorgen.

Regeneriere sich der Nerv, nehme er eine voll funktionstüchtige Kehlkopfeinheit wieder in Betrieb, erläuterte der Jenaer Wissenschafter Andreas Müller. Eine Operation werde überflüssig. Bei doppelseitiger Lähmung seien künftig ein Luftröhrenschnitt und der Einsatz einer Kanüle in der Luftröhre des Patienten nicht mehr notwendig, sofern die elektrische Stimulation auf die Atmungsphasen und auf das Sprechen und Schlucken abgestimmt werden könne. (APA/AP)