Jerusalem - Der israelische Ministerpräsident Ariel
Sharon will nach Angaben aus Parlamentskreisen in Jerusalem mehrere
jüdische Siedlungen im besetzten Westjordanland verlegen. Das habe
Sharon am Dienstag auf einer Sitzung des Knesset-Ausschusses für
Verteidigung und Außenpolitik angekündigt, sagte der
Likud-Abgeordnete Ehud Yatom im israelischen Rundfunk. Zuvor hatte
Sharon in einem Interview mit der US-Tageszeitung "Boston Globe"
erstmals angedeutet, dass er bereit sei, jüdische Siedlungen aus dem
Westjordanland zu verlegen.
"Der Ministerpräsident hat explizit gesagt, dass wir Gemeinden
umsiedeln werden", sagte Yatom. Nach Angaben anderer Abgeordneter
kündigte Sharon an, die "unilateralen" Maßnahmen nur zu ergreifen,
wenn keine Hoffnung mehr auf Fortschritte bei den Friedensgesprächen
mit den Palästinensern bestünde. Der Regierungschef will seine Pläne
in der kommenden Woche offiziell vorstellen. Seine Likud-Partei lehnt
jede Räumung von Siedlungen im Westjordanland strikt ab.
Dem "Boston Globe" sagte Sharon, Ziel der geplanten Maßnahmen sei
eine Reduzierung der israelischen Truppen im Westjordanland. Er
kündigte "einige Veränderungen in der Stationierung von Streitkräften
und auch in der Aufstellung jüdischer Gemeinden in dem Gebiet" an.
Sharon hat bisher nie ausdrücklich von einer Räumung von Siedlungen
im Westjordanland, sondern lediglich von "schmerzhaften
Zugeständnissen" an die Palästinenser gesprochen.
Mit Empörung hat Israels Regierung auf die von der
UNO-Vollversammlung beschlossene Anrufung des Internationalen
Gerichthofes (IGH) wegen der Sperranlage im Westjordanland reagiert.
Nach der Entscheidung warf der Berater von Ministerpräsident Sharon,
Dore Gold, der UNO am Dienstag "Heuchelei" vor: Einerseits gehe sie
gegen die "defensive" Anlage vor, andererseits "krümmt sie keinen
Finger" hinsichtlich der Welle palästinensischer Selbstmordanschläge. (APA/AP)