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Entwarnung für notorische "Gitanes"-Qualmer: Die Schwarztabak-Beuschelreißer bleiben auf dem Markt, künftig mit weniger Kondensat im Rauch.

Foto: Archiv
Eine Reihe von Zigarettenmarken verschwindet aus den heimischen Trafiken. Die Warnhinweise auf den Packungen haben - zwei Monate nach Einführung - noch keine Auswirkungen auf den Verkauf.

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Wien - Dieser Redaktion sind Fälle bekannt, in denen Wohnungen in letzter Zeit aussahen wie Zwischenlager der Zigarettenschmuggelmafia. Aus Mitleid und unter Zwang steuerten sämtliche Bekannte jede Packung der französischen Schwarztabak-Marke "Gitanes" zu diesem Lager bei. Die frankophilen Raucher wurden leicht unrund, sie fürchteten, das Begierdeobjekt könnte den neuen Teergehaltsrestriktionen - maximal zehn Milligramm - zum Opfer fallen.

"Mitnichten", beruhigt Austria-Tabak-Sprecher Hubert Greier, "Gitanes bleiben." Der Teergehalt (Kondensat) wird lediglich von zwölf mg auf die erlaubten zehn gesenkt. Aber, ja, es habe in den vergangenen Wochen Lieferschwierigkeiten seitens des französischen Altadis-Konzerns gegeben, dies habe die erlebte "Gitanes"-Verknappung hierzulande bewirkt.

Gestrichen vom Bestellzettel

Gestrichen vom Bestellzettel der heimischen Trafikanten werden Marken, bei denen sich die Kondensatsenkung aufgrund der Kleinstmengen nicht auszahlt: "Player's Navy Cut", "Auslese Deluxe", "Winfield" (der australische Marktführer), "Fusion" und "R6". Ansonsten wurden die Packungen umgestellt: Neben den immer mehr Platz greifenden Warnhinweisen müssen bis 1. Jänner auch Bezeichnungen à la "light" oder "medium" fallen. Besonders beliebt sind nunmehr Farbbezeichnungen, aus "Memphis Light" wurde "Memphis White", aus "Memphis Blue Ultra" wurde "Memphis Strato-Blue", aus "Peter Stuyvesant light" wurde "Peter Stuyvesant gold", aus "Camel medium" "Camel orange". Von 62 Austria-Tabak-Eigenmarken (die Produkte der Mutter Gallaher mitgerechnet) wurden 21 umbenannt.

Teergehalt einer Durchschnittszigarette

"Für Austria Tabak sind Reduktionen keine besondere Herausforderung", so Greier weiter. Denn der Teergehalt einer Durchschnittszigarette sei 1970 bei 21,5 mg gelegen, 2002 bei 9,4 mg. Der durchschnittliche Nikotingehalt wurde von 0,96 mg auf 0,68 mg gedrückt.

Ob die neuen Warnhinweise das Verhalten der Raucher in Österreich beeinflusst haben, dies zu beurteilen sei noch zu früh, so Greier, da nicht einmal noch alle Trafikanten schon die Packungen mit den Aufdrucken wie "Rauchen kann tödlich sein" eingelagert haben. Bis November jedenfalls sei der Tschickkonsum in Österreich auf Vorjahresniveau geblieben - 14 Milliarden Stück in ganz Österreich (ohne Zigarren, Zigarillos und Selbstgedrehte). Marktführer ist nach wie vor die Philipp-Morris-Marke "Marlboro".

Höhere Tabaksteuer Doch den heimischen Rauchern steht ohnehin bald wieder eine Preiserhöhung ins Haus - wenn es nach dem Wunsch der Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat geht: Sie will nämlich, sagte sie dieser Tage, eine Erhöhung der Tabaksteuer als Teil der Steuerreform vorschlagen (siehe auch Bericht zur Gegenfinanzierung auf Seite 26). Um wie viel Rauchen teurer werden soll, wollte Rauch-Kallat nicht konkret sagen, ihre Sprecherin weist aber darauf hin, dass Österreich bei der Besteuerung eher im unteren Mittelfeld in Europa liege. "Wir müssen aber auch nicht die teuersten werden." (Leo Szemeliker, DER STANDARD Printausgabe 6/7.12.2003)