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Foto: APA/Walzer
Wien - Die so genannten Przewalski-Pferde - vielfach auch als Wildpferde bezeichnet - sind nach genetischen Untersuchungen des Instituts für Tierzucht und Genetik der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) doch nicht die unmittelbaren Vorfahren der heute vom Menschen gezüchteten Pferderassen. "Przewalski-Pferde und unsere domestizierten Hauspferde sind weniger nahe verwandt, als bisher angenommen", erklärte dazu Institutsleiter Mathias Müller.

Przewalski-Pferde (lateinisch: Equus przewalskii) wären im vorigen Jahrhundert beinahe ausgestorben. Nach der Ausrottung in ihrer natürlichen Heimat Mongolei blieben lediglich rund 150 Exemplare von in Gefangenschaft lebenden Tieren übrig. Seither laufen Artenschutzprogramme zur Erhaltung der vermeintlichen Ur-Pferde, teils wurden sie auch wieder ausgewildert.

Chromosomenvergleich

Bisher nahmen die Wissenschafter an, dass die Przewalski-Pferde als unmittelbare Vorfahren die Ur- oder Wildform aller unserer heutigen Hauspferde repräsentieren. Und das, obwohl Equus przewalskii mit 66 zwei Chromosomen mehr besitzt als Equus caballus mit 64. "Als ausschlaggebend galten bisher Untersuchungen der mitochondrialen DNA, dabei fanden sich praktisch keine Unterschiede zwischen den Wild- und Hauspferden", so Müller.

Die so genannte mitochondriale DNA (mDNA) ist Erbsubstanz, die nicht im Zellkern, sondern in den Kraftwerken der Zelle, in den Mitochondrien, lokalisiert ist. mDNA wird von den Genetikern gerne verwendet, da sie in einer Zelle in wesentlich mehr Kopien vorliegt, als die echte Kern-DNA, die meist nur in zweifacher Ausfertigung vorhanden ist. Eine Spezialität der mDNA ist, dass sie - mit der Eizelle - immer nur über die Mutter weitervererbt wird.

Konzentration auf das y-Chromosom

Nicht zuletzt deswegen konzentrierten sich die Wiener Genetiker auf das männliche y-Chromosom. Dabei zeigte sich in Vergleichen zwischen Equus przewalski und caballus, dass sich die beiden Gruppen - ob es verschiedene Arten sind, ist umstritten - deutlicher unterscheiden, als bisher angenommen. Müller geht davon aus, dass sich die genetischen Linien vor 120.000 bis 240.000 Jahren von einander trennten, also lange, bevor der Mensch Pferde domestiziert hat. Das Przewalski-Pferd kann somit auch nicht der unmittelbare Vorfahre oder die Wildform der heutigen Hauspferde sein. Die Studie wurde in der wissenschaftlichen Zeitschrift "Animal Genetics" (Nummer 34) veröffentlicht. (APA)