Ganz vorne im Ranking der Aktienfonds für deutsche Standardwerte findet sich heuer der Julius Baer Multistock – German Value Stock von Jürgen Meyer. Seit Jahresbeginn liegt er mit 40 Prozent im Plus. Der DAX schaffte es im gleichen Zeitraum „nur“ auf +34 Prozent. Platz zwei in diesem Jahr belegt gleich ein zweiter von Jürgen Meyer gemanagter Fonds, der Julius Baer Multicoop – Santander Deutsche Aktien mit +39 Prozent. Zu den Unterschieden befragt meint Meyer: „Der Santander ist Large Cap lastiger und besitzt einen kleineren Tracking Error. Der German Value hat dafür einen stärker ausgeprägten Value-Ansatz und sollte langfristig sogar noch besser liegen“.

Value kann auch Wachstum bedeuten

Trotz eher defensivem Charakter konnten sich die Meyer-Fonds an die Spitze setzen: „Je nachdem wie man Value definiert, kann man mit diesen Titel auch viel Geld verdienen“, so Meyer. Und was er unter Value versteht fügt er gleich hinzu: „Ich suche Firmen mit vorausplanbaren Cash flows, die mit einem Discount gehandelt werden“, bringt es der Fondsmanager auf einen Punkt.

Keine Konjunkturerholung in Sicht

Den deutschen Aktienmarkt sieht er in einer Range zwischen 3000 und 5000 DAX-Punkten als fair bewertet an. „Eine Konjunkturerholung sieht man aber noch nicht, das kann ihnen jeder Firmenchef bestätigen“, so Meyer. „Die von mir befragten Manager sehen maximal eine Stabilisierung des Geschäftes, aber noch kein Umsatzwachstum. Gewinnsteigerungen werden allein aufgrund von Kosteneinsparungen erzielt“, reüssiert er weiter. Den amerikanischen Konjunkturzahlen traut er auch nicht: „Das mit Steuersenkungen ausgelöste kleine Konjunkturprogramm wird verpuffen“.

Alles neu beim Baring German Growth

Seit Jahresbeginnn glänzen konnte auch der DWS Deutschland (+38 Prozent) und der Gerling Deutschland Fonds (+35 Prozent). Danach folgt der Highflyer der Jahre 1999 und 2000, der Baring German Growth von Sasha Hirsch. Zur Erinnerung: Bis April 2001 kümmerten sich Dan Ison und Stellvertreterin Sylvia Solomon gemeinsam um den Fonds. Nach dem Weggang von Ison übernahm sie allein das Ruder. Das wurde ihr Mitte 2002 aus der Hand genommen. Nach einer Übergangszeit in der Jan Mantel, Chefmanager für europäische Aktien, für den Fonds verantwortlich zeichnete, übernahm Hirsch Anfang 2003 den Fonds.

Mit dem neuen Fondsmanager änderte sich auch die Benchmark: „Seit 1.April investieren wir zu je 50 Prozent in DAX-Werte, 30 Prozent MDAX und 20 Prozent SDAX“, so Hirsch. Statt wie früher manchmal 150 Titel, hält Hirsch jetzt nur noch 40-70. „Die Transaktionskosten waren einfach zu hoch“, gibt der Fondsmanager zu.

“Deutsche Aktien noch attraktiv“

Für den weiteren Börsenverlauf gibt sich Hirsch optimistischer als Meyer: „Trotz der deutlichen Kursgewinne an allen Aktienmärkten seit März ist das Bewertungsniveau insgesamt nach wie vor attraktiv. Die Bewertung einiger Aktien berücksichtigt nun eine konjunkturelle Erholung, und deshalb ist es wichtig, dass wir bei unseren Investments selektiv vorgehen“

Meyer auch langfristig vorne

Langfristig betrachtet bietet sich bei deutschen Aktienfonds folgendes Bild: Der Santander-Fonds liegt mit 2,6 Prozent p.a. an der Spitze. An Dritter Stelle folgt der German Value Stock mit 1,5 Prozent p.a. (DAX: -3,7 Prozent p.a. / siehe auch Chart). Was die risikoadjustierte Performance (Sharpe Ratio) betrifft, liegen beide ganz vorne.

Fondak: Profitiert von Value-Ausrichtung

Danach folgt der erste deutsche Aktienfonds überhaupt. Der 1950 aufgelegte Fonds wird seit 1998 von Heidrun Heutzenröder verwaltet und erzielte seitdem 2,5 Prozent p.a. Im April 2000 wurde der Fonds auf Value ausgerichtet: „Im Nachhinein betrachtet war das der absolut richtige Zeitpunkt“, so Heutzenröder. Die Benchmark ist seitdem zu 40 Prozent der MSCI Deutschland Value und zu 60% der MDAX.

Ausblick: Bis Mitte 2004 positiv

Heutzenröder blickt auch positiv in die Zukunft: „Wenn sich die Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung weiter verfestigen und es keine weiteren terroristischen Anschläge geben wird, könnten die Aktienmärkte durchaus bis Jahresende freundlich tendieren, weitere 10 Prozent wären vorstellbar, sowohl im DAX als auch im MDAX“ Einen weiteren Ausblick wagt sie auch: „Zumindest bis Ende des ersten Halbjahres sollte das Aktienumfeld recht günstig bleiben: weitere Zuwächse in der Volkswirtschaft, niedriges Zinsniveau; Normalisierung von Ölpreis und US-Dollar könnten zusätzlich den Markt beflügeln“, so die Fondsmanagerin.

Größe kein Garant für Performance

Was machen schlussendlich die größten deutschen Aktienfonds? Sowohl der DWS Investa (Fondsvolumen: 2,7 Mrd. Euro) als auch der UniFonds (2,3 Mrd. Euro) konnten den DAX 2003 nicht schlagen. Mit knapp 29 Prozent plus seit 31.12.2002 liegen sie eher im hinteren Feld.

Alle Zahlen per 1.12.2003 / Datenquelle: Lipper

"Artikel mit Grafik & Charts: Deutschland-Aktienfonds im Vergleich"