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Unternehmen suchen nicht nach x-beliebigen Mitarbeitern - Meist landen Bewerbungen im Papierkorb, weil die Marketingstrategie dahinter fehlt

Foto: EPA/DPA/Jensen
Die Arbeitswelt ist massiv in Bewegung geraten. Arbeitnehmer werden aus ihrem Job herausgedrängt, weil das Unternehmen sie nicht mehr braucht (Push-Effekt), oder sie verlassen aus Eigeninitiative ihren bisherigen Arbeitgeber (Pull-Effekt). Beides kann jeden von uns treffen. Beides ist kein Ausnahmefall mehr, sondern der Normalfall. Jeden Tag kann es so weit sein.

Allzeit bereit

Vor diesem Hintergrund spielt eine Karrierephase die absolute Schlüsselrolle: Die bessere Bewerbung wird immer wichtiger. Heute ist die Bewerbung eine Daueraufgabe. Jeder Erwerbstätige muss jederzeit dazu in der Lage sein, sich bei einem Unternehmen zu bewerben. Sei es, weil die latente Gefahr besteht, vom Arbeitgeber gekündigt zu werden oder der aktuelle Job keine Perspektiven mehr bietet. Sei es, weil plötzlich ein spannendes Jobangebot vor der Tür steht, für das man schnell initiativ werden muss.

Die Bewerbung ist nichts anderes als erfolgreiches Marketing in eigener Sache. Und das ist in Zeiten wie diesen eine Daueranstrengung.

Und tschüss!

Nach einer Untersuchung des amerikanischen "Online Consulting Service Resume Doctor" suchen die Empfänger von Bewerbungen eher nach Argumenten, um Kandidaten auszuschließen, als nach Gründen, sie zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Wenn Bewerbungsunterlagen im Papierkorb landen, dann kann ein Grund dafür sein, dass die Unterlagen schlecht und unprofessionell gestaltet sind. In den meisten Fällen liegt der Grund aber darin, dass die Marketingstrategie hinter der Bewerbung fehlt oder dass sie falsch oder mangelhaft entwickelt ist. Das ist für die Personalexperten ein gefundenes Fressen. Im folgenden sechs weit verbreitete Kardinalfehler:

  • Übertriebene Flexibilität Der Tenor "Bin Bewerber - mache alles!" soll Offenheit signalisieren und in jedem Fall für das Unternehmen interessant sein. Das Gegenteil ist der Fall. Unternehmen interessieren sich nicht für x-beliebige Bewerber. Sie wollen Mitarbeiter mit Fähigkeiten und Potenzialen, die überzeugen.
  • Falsche Bescheidenheit Eine Bewerbung ist ein Verkaufsprozess in eigener Sache und braucht auch überzeugende Verkaufsargumente. Was Sie können, und warum Sie mehr können als Mitbewerber, das muss Ihre zentrale Botschaft im gesamten Bewerbungsverfahren sein.
  • Mangelndes Engagement Standardisierte Bewerbungsunterlagen, eine unprofessionelle Gestaltung oder unkorrekte Angaben verraten, dass sich der Bewerber ziel- und engagementlos bewirbt.
  • Selbstüberschätzung Manche Bewerbungen kommen überheblich rüber. Das äußert sich in Bewerbungsunterlagen zum Beispiel dadurch, dass die erste Information an den Personalchef das gewünschte Gehalt ist.
  • Mitteilungsbedürfnis "Also ich kann Ihnen Sachen erzählen . . ." - Seitenlange Lebensläufe in der Ichform und andere Selbstdarstellungslyrik, die sich mit Nebensächlichkeiten aufhält, sind eine Zeit raubende Tortur für Personalexperten. Sie zeigen auch, dass der Bewerber sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren und reduzieren kann - genau das ist im Berufsleben aber gefragt.
  • Ignoranz Die meisten Stellenanzeigen enthalten klare Hinweise auf das Anforderungsprofil, das mit der ausgeschriebenen Position verbunden ist. Wer sich bewirbt, ohne die zentralen Anforderungen zu erfüllen, schafft unnötigen Mehraufwand sowie böses Blut bei den Personalexperten.

Lesen Sie im dritten Teil unserer Serie, wie Sie sich mit den objektiven Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung beschäftigen und herausfinden, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen, die im Bewerbungsverfahren genauestens unter die Lupe genommen werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.11.2003)