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Der Adventkranz konnte sich hierzulande erst nach dem zweiten Weltkrieg durchsetzen

Foto: APA/dpa/Tschauner
Nicht in einem Tannenwäldchen beim Waldbauernbub, sondern im norddeutschen Hamburg wurde er vor nicht ganz 165 Jahren erstmals aufgehängt - der Adventkranz. Allerdings sah das 1839 von Johann Wichern, dem Begründer der "Inneren Mission", geschaffene Gebilde etwas anders aus: Ursprünglich hatte der Kranz vier große weiße und 18 bis 24 kleine rote Kerzen.

1833 hatte der evangelische Theologe vor den Toren der Hansestadt ein kleines Bauernhaus, das "Rauhe Haus", für verwahrloste und verwaiste Kinder aus den Elendsvierteln der Stadt eingerichtet. Wichern verfolgte eine damals völlig neue pädagogische Idee: Seine "Zöglinge" sollten nicht in einer der damals üblichen Erziehungskasernen aufwachsen, sondern in Familien von zehn bis zwölf Kindern (anfangs nur Buben) mit einem Betreuer, der ihnen wie ein großer Bruder sein sollte.

Symbol des Sieges

Wie Wichern auf die Idee des kerzengeschmückten Wagenrads kam, ist nicht überliefert. Erklärungsversuche gibt es jedoch viele. Der Kranz war etwa schon in der Antike - meist aus Lorbeer - ein Symbol des Sieges. Der Adventkranz kann so als Symbol des Sieges der Christen über das Dunkle gesehen werden. Das Licht steht für die Hoffnung und die Abwehr des Bösen, da es die Dunkelheit vertreibt.

Wicherns Adventkranz sah vier große, weiße Kerzen für die Adventsonntage vor, dazwischen 18 bis 24 kleine rote Kerzen für die Werktage bis einschließlich 24. Dezember. Der Kranz war mit weißen Bändern umwunden und mit Tannenzapfen besteckt.

Zeichen für das Leben

Ab 1851 wurde der Überlieferung nach im "Rauhen Haus" der Holzreif mit grünen Tannenzweigen als Zeichen für das Leben geschmückt. Von Norddeutschland setzte sich der Adventkranz nach und nach in der evangelischen Kirche durch und fand allmählich auch seinen Weg in die heimischen Wohnzimmer - allerdings wesentlich kleiner und nur noch mit vier Kerzen für die Sonntage - bestückt.

In Österreich verbreitete sich der Brauch so richtig erst nach 1945. Hier zu Lande ist der Kranz traditionell in den lithurgischen Farben - mit drei lila und einer rosa Kerze - geschmückt. Die rosa Kerze wird am dritten Adventsonntag entzündet, der auch "Gaudete" ("Freuet euch) genannt wird. (APA)