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Foto: APA/dpa/Volker Dornberger
... beziehungsweise an der Häme der Konkurrenz zuschanden geworden. Das haben sich "Die Presse" und die "Kronen Zeitung" nicht verdient.

Erstere hat aus Sorge um das Land versucht, mit dem Slogan TV-Star Julia als Politikerin? Gesucht ist der beste Kandidatentyp der ÖVP Benita Ferrero-Waldner als Präsidentschaftskandidatin doch noch aus- und Christiane Hörbiger einzureden. Wohl würden in der ÖVP Ferrero-Waldner und Waltraud Klasnic für das Amt gehandelt, aber: Überraschungen bei der Kandidatenwahl sind nicht ausgeschlossen, behauptete das Blatt, einige in der VP-Zentrale wünschen sich freilich als Widerpart zum - ziemlich sicheren - SP-Kandidaten Heinz Fischer eine von der Politik "unbelastete" Kandidatin. Als ob Frau Ferrero diese Anforderung nicht ideal verkörperte!

War die Reaktion der ÖVP auf diese Anregung vergleichsweise milde, geriet "NEWS" darüber völlig aus dem Häuschen. Verständlich, fallen Fernsehstars doch generell in den Streubereich Fellnerscher Seitenblicke, und ein Eindringen in diese Domäne selbst unter dem Vorwand höherer Politik ist gnadenlos zu ahnden. Das Magazin schlug zurück mit drei Seiten Hörbiger und einem Kommentar - Dr. Julia Laubach als Burgherrin -, in dem Alfred Worm der bürgerlichen Bastion eine Bresche schlug: eine ganz, ganz exklusive "Presse"-Ente.

Es dürfte dabei aber vor allem um die Form gegangen sein. Denn was die Substanz der Kandidatinnen betrifft, scheint Worm die Einschätzung der "Presse" zu teilen: Hätte Österreich die Chance, tatsächlich zwischen "Frau Rat" Laubach oder Ferrero abzustimmen - das Ergebnis wäre fulminant. Schon im ersten Wahlgang. Tatsache sei allerdings, dass neuerdings die mutmaßlich echte ÖVP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner unermüdlich durch Österreich tourt, in die Kameras der "Seitenblicke" lächelt und verkrampft keinen Volkskontakt scheut. Außenpolitisch ist Mrs. Smiley weit weniger erfolgreich, wenn man beispielsweise ihre Bemühungen um die Transitlösungen beurteilt.

Wahren Wortes waltete Worm. Aber hart war er schon. "Die Presse", Kampfblatt für journalistische Ethik und großbürgerliche ÖVP-FPÖ-Visionen, hatte schlicht und einfach eine Falschmeldung auf Seite 1 platziert. Mit Frau Hörbiger hatte niemand geredet - sie wurde ungefragt ins ÖVP-Eck gestellt. Das Fragen hätte nichts gebracht: Die Rolle hätte mich sogar sehr gereizt, bekennt Frau Hörbiger im Interview mit "NEWS" - aber nur im Fernsehen, nicht in der Hofburg. Was "Die Presse" getan hat, hat mich überrascht und erschreckt. Dabei hat die es nur gut gemeint mit Österreich.

Nichts anderes meinte die "Krone", als sie den Protest gegen die Transit-Lawine in ihren Kampf gegen lokale Zeitungskonkurrenz einzubauen versuchte. Tiroler Schützen marschieren auf, hieß es Dienstag martialisch im Aufmacher, und drinnen: Tiroler Schützen drohen jetzt mit Widerstand gegen Transitlawine. Aber allzu heftig legen sich die Schützen für die "Krone" nicht ins Zeug. Der Bundesausschuss der Tiroler Schützen schwor sich jedenfalls auf die Formel ein, es sei Herzensanliegen der Schützen, die Bevölkerung vor Gesundheitsschäden durch die Transithölle zu schützen.

Bis das Herzensanliegen der Schützen in der österreichischen Medienhölle zum Tragen kommt, wird es noch dauern. Bevor die Schützen wie zu Napoleons Zeiten unter Andreas Hofer aufmarschieren, wollen sie - statt einfach auf die "Krone" zu hören - die Akzeptanz in der Bevölkerung erkunden. Ohne ihre Zustimmung geht nichts. Sogar die Schützenvereine werden befragt. Auch die Südtiroler und Trentiner Kompanien, ob sie zum Mitmachen bereit seien.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung entspricht leider nicht ganz der Kampfbereitschaft der "Krone". Mittwoch musste sie berichten: Die Drohung der Tiroler Schützen wurde mit Augenzwinkern, Schmunzeln, aber auch mit Ablehnung aufgenommen. Landesvater Van Staa, Ehrenhauptmann dreier Schützenkompanien, will sich von der "Krone" nicht verheizen lassen: "Ich mische mich da nicht ein." Verärgert dagegen der Tiroler SPÖ-Chef Gschwentner: "Mit Lächerlichkeiten beschäftige ich mich nicht."

Dementsprechend vermisst Tirols Schützenkommandant Otto Sarnthein die Gefolgschaft. "Bisher habe ich, ehrlich gesagt, auf meine Anregung überhaupt keine Reaktionen erhalten", gestand er im "Krone"-Gespräch. "Das war zu erwarten. Aber ich musste einmal was sagen. Wenn die Politik nicht weiterkommt - und nicht nur für mich ein bissl ohnmächtig wirkt." Endlich ein Kommandant, der seinen Cato im Tornister hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2003)