"Kleidung wird für Menschen gemacht - anscheinend jetzt nicht mehr", kritisierte Schülerin Lisa beim 7. Schülertalk zum Thema "Schönheitswahn: mit gutem Aussehen zum Erfolg?". In der brisanten Podiumsdiskussion, moderiert von Bettina Reicher und Isabella Hager vom SchülerSTANDARD, zeigten viele der 400 Jugendlichen im Publikum Unverständnis gegenüber der herrschenden Werbepraxis. Warum werben "perfekte Menschen", nackt, für Milchprodukte? "Es ekelt uns doch nicht vor normalen Menschen", so Gymnasiast Peter.

Ideale diktiert von der Werbebranche? Max Palla, Leiter der Werbeagentur Palla, KoblingerProximity relativierte die Vorwürfe: "In Kirchen oder auf Bildern von Herrschaftshäusern sind die dargestellten Menschen immer schön." Bilder seien, so die Schüler, nicht mehr als die "Manifestation eines kollektiven Traums".

Problematisch werde es, wenn man Werbung mit Realität verwechselt. "Schönheit wird mit Erfolg und Glück verwechselt", sagte Christine Bischof, Leiterin der Wiener Essstörungshotline. Laut dem plastischen Chirurgen Jörg Knabl streben seine Patienten nicht nach Extremen. "Sie wollen zu einer durchschnittlichen Normalität gelangen." Podiumsgast "Niddl" von Starmania wollte daraufhin wissen, was Knabl für diese Norm an ihr ändern würde? Die Antwort blieb aus.

Aufsehen erregten die Voraussetzungen, die laut Andrea Weidler, Chefin des Wiener Modellsekretariats, ein weibliches Model erfüllen muss: eine Mindestgröße von 1,72 und ein maximaler Hüftumfang von 90 Zentimetern. Protesten aus dem Publikum entgegnete sie mit der Erklärung, es gebe für bestimmte Jobs bestimmte Voraussetzungen. "Ein Formel-1-Fahrer sollte klein sein, ein Sumo-Ringer nicht weniger als 150 Kilo wiegen", verteidigte auch Palla. Gefragt sei bei Werbung eben das Besondere. Zustimmung zeigte Schülerin Martina: "Ich sehe täglich normale Menschen. In der Werbung kann ich endlich perfekte sehen." (Louise Beltzung/DER STANDARD, Printausgabe, 14.11.2003)